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Dr. Oliver Schelske ist seit dem 1. August 2023 Professor für Klassische Philologie, Schwerpunkt Gräzistik, an der Philologischen Fakultät der Universität Leipzig, Institut für Klassische Philologie und Komparatistik.

Was haben Sie studiert und über welche Stationen führte Ihr Weg an die Universität Leipzig?

Ich habe Klassische Philologie (Griechisch und Latein), Erziehungswissenschaft, Byzantinistik, Papyrologie und Ev. Theologie an den Universitäten in Berlin (FU und HU), Venedig und Oxford studiert und dieses Studium 2004 in Oxford mit einem Master of Studies und 2006 in Berlin mit dem Ersten Staatsexamen abgeschlossen. Nach Stationen in Tübingen (Promotion) und München (Habilitation) habe ich die Professur für Klassische Philologie in Leipzig 2022/2023 vertreten und bin nun zum 1. August 2023 hierhin berufen worden.

 

Wo liegen Ihre Forschungsinteressen und was fasziniert Sie daran?

Ich interessiere mich vor allem für die Orpheusfigur und das Phänomen Orphik, das neben literarischen auch philosophische und religiöse Aspekte mitumfasst. Über die reiche Rezeption der Orpheusfigur auch in den modernen Philologien ist dieses Thema wunderbar anschlussfähig und zieht auch immer wieder Studierende anderer Fächer an (zuletzt der Anglistik und der Philosophie).

Daneben interessiere ich mich vor allem für die antike Geschichtsschreibung und die Frage literarischer Ausdrucksformen, die die Beschäftigung mit der Vergangenheit (die ja häufig auf die Gegenwart abzielt) annehmen kann.  

Auch der Aspekt des Verhältnisses von kultureller Identität bzw. kulturellen Identitäten und Literatur ist enorm spannend, da wir es in der Antike mit Gesellschaften und Literaturen zu tun haben, deren Dynamiken überaus facettenreich sind und die wir rückblickend besonders gut betrachten können.

Auch die immer stärker werdenden Reception Studies, d.h. im Fall der Klassischen Philologie die Antikerezeption, spielt in meiner Forschung eine wichtige Rolle sowie die Wissenschafts- und Bildungsgeschichte.

In den letzten Jahren habe ich mich zudem intensiv mit den Digital Humanities und Formen des e-Learnings beschäftigt und mit Studierenden und Informatikern eigene digitale Formate (z.B. Lernapps) entwickelt. Das ist auch für die Zusammenarbeit mit den Schulen enorm wichtig.

 

In welchen Studiengängen werden Sie unterrichten und welche Ziele verfolgen Sie dabei?

Ich unterrichte im BA Griechisch, Lehramt Griechisch sowie im MA Klassische Antike. Zurzeit laufen Vorbereitungen für einen möglichen Studiengang BA Antiker Orient, an dem die Gräzistik ebenfalls beteiligt sein würde.

 

Mit welchen Bereichen an den anderen Instituten der Fakultät oder an anderen Fakultäten sehen Sie inhaltliche Schnittmengen oder Potential für eine Zusammenarbeit?

Die größten Schnittmengen ergeben sich inhaltsbedingt mit der Latinistik und der Byzantinistik, der Alten Geschichte, aber auch der Philosophie, der Theologie, der Ägyptologie und den modernen Philologien. Aber auch die Digital Humanities und nicht zuletzt die UB mit ihrer großartigen Papyrussammlung sind Institutionen und Fächer, mit denen ich in Zukunft gerne und voller Vorfreude zusammenarbeiten will.

 

Und sonst...?

Eine gute und geradezu klassische Frage, um mit einem Klassischen Philologen ins Gespräch zu kommen (wobei das ja eigentlich keiner ‚Eisbrecherfrage‘ bedarf …), ist die, mit welchem antiken Verfasser man gerne einmal ein Abendessen oder einen Abend in einer Kneipe verbringen möchte. In meinem Fall ist die Antwort ganz klar: mit Herodot. Auf ein Bier mit Herodot kann ich (und könnte man) sich jederzeit freuen: Der Abend dürfte ausgesprochen kurzweilig, aber dennoch höchst interessant und anspruchsvoll werden,  gute (nicht zuletzt politische) Analysen und Humorvolles  wechseln sich ab, der geistige wie geographische Horizont ist weit, kurzum: es wäre ein großes Vergnügen.