Was haben Sie studiert und über welche Stationen führte Ihr Weg an die Universität Leipzig?
Ich habe von 2000 bis 2005 Anglistik und Germanistik an der Universität Trier, meiner Heimatstadt, studiert. Nach dem Ersten Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien habe ich mein Referendariat am Studienseminar Trier bzw. am Peter-Wust Gymnasium in Wittlich absolviert. Nach Ablegung des Zweiten Staatsexamens folgte eine mehrjährige Tätigkeit als Studienrätin mit den Fächern Englisch und Deutsch am Gymnasium Birkenfeld (ebenfalls in Rheinland-Pfalz). Ich hatte das Glück, dass ich meiner Promotion, die an der Universität Luxemburg angesiedelt war, berufsbegleitend nachgehen konnte und so theoretisch abgeleitete Fragestellungen im Feld des fremdsprachlichen Englischunterrichts untersuchen konnte. Nach Abschluss meiner Promotion im Jahr 2015 verließ ich den Schuldienst und trat eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Goethe Universität Frankfurt an. Diese Zeit hat mich (ebenso wie mein Studium) hinsichtlich meiner professionellen Entwicklung sehr geprägt, wobei natürlich auch meine Tätigkeit als Englisch- und Deutschlehrerin maßgeblich dazu beigetragen hat, fremdsprachlichen Englischunterricht und Lehrkräfteaus- und -fortbildung multiperspektivisch zu betrachten und zu beforschen. Diese Multiperspektivität erhielt eine weitere Facette, als ich 2021 als Studienrätin im Hochschuldienst an die Universität Paderborn wechselte, nun allerdings mit dem Schwerpunkt der fremdsprachendidaktischen Bildung angehender Primarschullehrkräfte.
Wo liegen Ihre Forschungsinteressen und was fasziniert Sie daran?
Mich fasziniert grundsätzlich, was das Gehirn zu leisten in der Lage ist, wenn Sprache oder Sprachen erworben und/oder gelernt werden. Die Erkenntnisse, die es in diesem Zusammenhang aus der Neuro- und Psycholinguistik gibt, erachte ich als äußerst bedeutsam zur Beantwortung der Frage, welche mentalen Netzwerke im Gehirn genutzt werden bzw. neu entstehen, wenn Schülerinnen und Schüler das Englische als erste, zweite oder dritte Fremdsprache im institutionalisierten Englischunterricht lernen. In einem weiteren Schritt ist dann zu überlegen, welche fachdidaktischen Implikationen mit solchen Einsichten einhergehen können.
Darüber hinaus interessiere ich mich für die Frage, wie das Wissen, Können und auch die Einstellungen, die angehende Lehrkräfte im universitären Studium generieren, Einfluss nehmen können auf deren spätere unterrichtliche Praxis. Welche Transformationsprozesse durchlaufen universitär erworbene Kompetenzen auf dem Weg in die Praxis? Es ist ja bekannt, dass Lehrkräfte zu Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit zuweilen so unterrichten, wie sie selbst einst in der eigenen Schulzeit unterrichtet wurden. Wie kann der Weg geebnet werden für eine Überführung universitärer Professionalisierung in die Praxis, und vor allem: Über welche „Kompetenzprofile“ sollten Lehrkräftebildner verfügen, um solche Prozesse, die sich über die gesamte Berufsbiographie von Lehrkräften erstrecken, anzuregen?
In welchen Studiengängen werden Sie unterrichten und welche Ziele verfolgen Sie dabei?
Anteile der Fachdidaktik, in denen ich lehre, umfassen das Lehramt an Gymnasien und Oberschulen, das Lehramt Sonderpädagogik, aber auch Wirtschaftspädagogik und Englisch im Erweiterungsfach. Hierbei ist es mein Ziel, angehende Lehrkräfte zu befähigen, evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen: Zunächst einmal muss erkannt werden, dass es kein „Rezeptwissen“ gibt, um mit den Komplexitäten der unterrichtlichen Praxis zielführend umzugehen.
Hier helfen nur die Fähigkeit und der Wille, sich von Beginn an über den Verlauf der gesamten Berufsbiographie selbständig mit theoretischen und empirischen Erkenntnissen der fremdsprachendidaktischen Lehr-/Lernforschung auseinanderzusetzen und diese für die eigene Praxis anschlussfähig zu machen. Es ist meine Überzeugung, dass die Herausbildung der Fähigkeit, sich in einer zunehmend komplexen Welt (zurecht) zu finden, v.a. in der Lehrkräfteausbildung ihren Platz haben muss, denn schließlich sind es die angehenden Lehrkräfte, die eben diese Fähigkeit ihren zukünftigen Schülern und Schülerinnen in verantwortungsvoller Weise angedeihen lassen sollen.
Natürlich dient meine Lehre dazu, Studenten und Studentinnen mit grundständigen fremdsprachendidaktischen Konzepten vertraut zu machen. Sie dient aber auch dazu, angehende Lehrkräfte erkennen zu lassen, dass (Fremd-)Sprachenerwerb mehr ist als das Erlernen von sprachlichen Fertigkeiten, die regelmäßig überprüft werden können. Sie sollen erkennen, dass sie einen Bildungsauftrag haben.
Schlussendlich verstehe ich mich als Lehrpersönlichkeit, die die (durchaus heterogenen) Anliegen der Studenten und Studentinnen ernst nimmt. Hierzu gehört auch ein hohes Maß an Verlässlichkeit und zeitlicher Verfügbarkeit. Ich biete Lehre, die einer tiefen und gründlichen Auseinandersetzung mit Inhalten verpflichtet ist.
Mit welchen Bereichen an den anderen Instituten der Fakultät oder an anderen Fakultäten sehen Sie inhaltliche Schnittmengen oder Potential für eine Zusammenarbeit?
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Fachdidaktik(en), Fachwissenschaft(en) und Sprachpraxis halte ich für zentral, wenn es darum geht, für Studenten und Studentinnen eine horizontale Kohärenz im Studium aufzuzeigen: Wie sind die einzelnen Wissens- und Könnensbereiche miteinander verknüpft? Wo kann ich selbst Verbindungslinien ziehen und wo (noch) nicht? Schlussendlich geht es im späteren Berufsleben ja auch darum, einen Unterrichtsgegenstand lernzielorientiert einer (wissenschaftlich informierten) Sachanalyse, einer Analyse hinsichtlich der sprachlichen Anforderungen sowie einer fachdidaktischen Analyse zu unterziehen, bevor darüber nachgedacht werden kann, welche Unterrichtsmethoden sinnvoll sind.
Haben Sie ein Lebensmotto?
“Success is not final, failure is not fatal: It is the courage to continue that counts” (W. Churchill)
Und sonst …?
Privat engagiere ich mich im Tierschutz, das ist mir eine Herzensangelegenheit und umfasst bspw. praktische Tätigkeiten in Tierheimen, aber auch die Unterstützung von Organisationen: Hierzu gehören privat geführte „Gnadenhöfe“ wie auch Vereine, die sich verschiedenen Themen rund um Tierschutz widmen.