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Auch wenn Bernhard Jussen das Mittelalter „zu Grabe“ tragen möchte (so auf dem Klappentext seiner Studie) und deswegen eine „Geschichte des nachrömischen Europa 526–1535“ erzählt (Das Geschenk des Orest, München 2023), sind doch die Kulturleistungen, die ‚das Mittelalter‘ hervorgebracht hat, nicht auszuradieren. Ganz im Gegenteil. Aber damit argumentiert Jussen ja auch, wenn er sich vom Epochenmodell des dunklen Mittelalters verabschiedet und eine Revision der Geschichte des lateinischen Europa vorlegt.

Die Aktualität und Anschlussfähigkeit mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Denkmodelle haben wir in der Ringvorlesung des Sommersemesters zu diskutieren begonnen, diese anregenden Diskussionen werden wir im Wintersemester fortsetzen (s. das Programm der Ringvorlesung auf S. 2). Auch die Lehrveranstaltungen weisen Cultures of Reading, Intertextualitäten, den Zusammenhang von Wissenschaft und Literatur, Widerständigkeiten, Metadramen und vieles andere auf, das uns zeigt, welche Werte, Besonderheiten und Erkenntnisse sich ‚im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit‘ entdecken lassen. Lassen Sie uns das Mittelalter also aus seiner nicht selbstverschuldeten Unmündigkeit befreien!

Damit überreiche ich Ihnen das dreiundzwanzigste Heft der Leipziger Mediävistik und wünsche alles Gute für das laufende Wintersemester!