Deutsch-französische Forschungsgruppe zu Leichter Sprache im Kontext sprachlicher Eingliederung

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Die Forschungsgruppe „Kommunikation ohne Grenzen” in Leipzig im Oktober 2023. Foto: Anton Gerasimovich
Die Forschungsgruppe „Kommunikation ohne Grenzen” in Leipzig im Oktober 2023. Foto: Anton Gerasimovich

Mitglieder

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Emmanuelle Canut

Université de Lille

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Juliette Delahaie

Université de Lille

Jun.-Prof. Dr. Julia Fuchs

Jun.-Prof. Dr. Julia Fuchs

Juniorprofessorin

Germanistische Linguistik - Pragmatik (JP)
Beethovenstraße 15
04107 Leipzig

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Magali Husianycia

Association de Formation et de Recherche sur le Langage
Nancy

Leichte Sprache ist eine Form der barrierefreien Kommunikation, die ursprünglich für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder mit geistiger Behinderung entwickelt wurde, die sich heute aber auch an andere Zielgruppen richtet, z. B. an Personen, die eine Zweitsprache erwerben, oder auch an gering literalisierte Erwachsene. Für diese Personen stellen manche Dokumente echte Verständnisprobleme dar, entweder weil sie sehr spezielle Wörter und Wendungen enthalten (z. B. juristische, administrative oder medizinische Texte) oder weil die verwendeten sprachlichen Formulierungen spezifisch sind (z. B. Anweisungen) und die Personen, die sie hören, sehen oder lesen müssen, über Sprachkenntnisse verfügen, die unterhalb derer liegen, die für ein optimales Verständnis erforderlich wären. Von daher besteht eine große Herausforderung darin, über die Inhalte der Dokumente für diese Zielgruppen nachzudenken und geeignetere Texte anzubieten.

Die Forschungsgruppe „Kommunikation ohne Grenzen“ befasst sich speziell mit Personen, die die deutsche oder französische Schriftsprache (noch) nicht ausreichend beherrschen (für ein Niveau des Leseverständnisses unter B1) und/oder die in ihrer Erstsprache einen geringen Grad an Kenntnissen in Bezug auf die Schriftsprache haben, entweder weil sie Französisch oder Deutsch nicht als Erstsprache haben oder weil sie gering literalisiert sind.

Die Forschungsgruppe hat folgende Arbeitsschwerpunkte:

  • Identifikation der spezifischen und gemeinsamen sprachlichen Merkmale der Vereinfachung in jeder Sprache
    Es gibt relativ wenige linguistisch fundierte Studien zu Leichter Sprache für die fraglichen Zielgruppen. Wir wollen herausfinden, welche lexikalischen und (morpho)syntaktischen Konstruktionen das Verständnis im Deutschen und/oder Französischen erleichtern, je nach Dokumententyp.
  • Erarbeitung eines Regelwerks mit Kriterien/Regeln zur Vereinfachung
    Wir arbeiten daran, die Regeln zur Vereinfachung empirisch bei den Zielgruppen zu überprüfen, um einen Regelwerk zu entwickeln, das Gemeinsamkeiten und Besonderheiten je nach Sprache enthält.
  • Transfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse
    Wir legen großen Wert auf die Wirkung der Wissenschaft in der Gesellschaft: Wir organisieren partizipative Workshops und tauschen uns bei dieser Gelegenheit mit Akteuren aus der Praxis aus, sowohl in Frankreich als auch in Deutschland.
  • Ausbildung der Akteure aus der Praxis
    Wir tragen zur Professionalisierung der Akteure in der Praxis bei, die Menschen mit sprachlichem Eingliederungsbedarf begleiten: Wir richten einen Weiterbildungsstudiengang „Sprachliche Eingliederung im Kontext von Migration“ ein, der spezifische deutsche und französische Module sowie binationale deutsch-französische Module enthält.
  • Canut, Emmanuelle, Julia Fuchs, Juliette Delahaie, Magali Husianycia & Oliver Torres. (2023). ‘Easy Language’ for migrants in France: looking for linguistic criteria. International Journal of Applied Linguistics. https://doi.org/10.1075/itl.22002.can
  • Fuchs, Julia, Emmanuelle Canut, Juliette Delahaie & Magali Husianycia (2021). "Easy Language research beyond national boundaries. Comparing German 'Leichte Sprache' and French 'FALC'".  KLAARA 2021 – 2nd Conference on Easy-to-Read Language Research, Olten (Schweiz); 30.-31.08.2021.
  • Canut, Emmanuelle, Juliette Delahaie, Magali Husianycia & Julia Fuchs (2021). "Linguistic criteria for 'Easy Language' in French (FALC): an experiment with a migrant public". KLAARA 2021 – 2nd Conference on Easy-to-Read Language Research, Olten (Schweiz); 30.-31.08.2021.
  • Canut, Emmanuelle, Juliette Delahaie & Magali Husianycia (2020). “Vous avez dit FALC ? Pour une adaptation linguistique des textes destinés aux migrants nouvellement arrivés”. Langage & Société 171, 171-201.

„Halten wir es einfach! Partizipative Workshops zu Leichter Sprache in Frankreich (Lille) und Deutschland (Leipzig)”

(gefördert von der Deutsch-Französischen Hochschule)

Ziele

Wir wollten:

  1. wissenschaftliche Erkenntnisse über Leichte Sprache in Zusammenarbeit mit Studierenden populärwisssenschaftlich aufbereiten.
  2. diese wissenschaftlichen Erkenntnisse mit Institutionen und Verbänden teilen, die sich um Menschen kümmern, für die Texte in Standardsprache Barrieren darstellen.
  3. die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten Lille und Leipzig, die bereits im Rahmen von Erasmus+ besteht, stärken und ausbauen.

Wissenschaftliches Kolloquium (6./7.10.2023, Leipzig)

Im Rahmen eines wissenschaftlichen Kolloquiums mit Studierenden aus Lille und Leipzig haben wir unsere Forschungsergebnisse populärwissenschaftlich aufbereitet und ein Best-Practice-Kit für Leichte-Sprache-Praxisakteure entwickelt.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Wissenschaftliches Kolloquium mit Studierenden im Oktober 2023 in Leipzig. Foto: Julia Fuchs
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Studierende arbeiten im wissenschaftlichen Kolloquium aktiv mit. Foto: Julia Fuchs
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Studierende diskutieren im wissenschaftliche Kolloquium zu Leichter Sprache. Foto: Julia Fuchs

Partizipative Workshops (9.10.2023 – Leipzig; 20.10.2023 – Lille)

Außerdem veranstalteten wir zwei partizipative Workshops, einen in Leipzig und einen in Lille: Daran haben Institutionen und Verbände, die selbst Texte in Leichter Sprache für ihre Arbeit produzieren, sowie einige Studierende des wissenschaftlichen Kolloquiums teilgenommen. Im Rahmen dieser Workshops haben wir wissenschaftliche Kriterien für Leichte Sprache diskutiert und angewandt. Die Workshops waren eine exzellente Gelegenheit, Wissenschaft und Praxis zu vernetzen!

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Partizipativer Workshop mit Akteuren aus der Leichte-Sprache-Praxis in Leipzig. Foto: Cedric Jürgensen
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Partizipativer Workshop in Leipzig mit Simultandolmetscher. Foto: Cedric Jürgensen
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Verfassen von Texten in Leichter Sprache während des partizipativen Workshops in Leipzig. Foto: Cedric Jürgensen
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Linguisten und Akteure aus der Praxis tauschen sich zu Leichter Sprache aus. Foto: Cedric Jürgensen
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Partizipativer Workshop mit Akteuren aus der Leichte-Sprache-Praxis in Lille. Foto: Julia Fuchs

Das Projekt basierte auf einem neuen und innovativen Konzept, bei dem eine deutsch-französische Forschungsgruppe ihr Wissen nicht nur mit anderen Wissenschaftlern, sondern auch mit Akteuren aus der Praxis teilt, die täglich mit Menschen arbeiten, die einer sprachlichen Eingliederung bedürfen.

Aus dem Projekt ist ein Best-Practice-Kit zu Leichter Sprache für Praxis-Akteure hervorgegangen, der hier heruntergeladen werden kann.

Wir danken der Deutsch-Französischen Hochschule für ihre Förderung des Projekts und dem Frankreichzentrum in Leipzig für seine Unterstützung.