Datum/Uhrzeit: Uhr
Art: Vorlesung/Vortrag, Hybrid
Ort: Hörsaal 11, Hörsaalgebäude, Campus Augustusplatz, Leipzig
Referent:in: Klaus-Michael Köpcke (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)

Im Rahmen der Vortragsreihe „Sprachwissenschaftliche Vorträge am Institut für Germanistik in Leipzig“ (SPIGL) werden Projekte und aktuelle Forschungsfragen von Sprachwissenschaftler:innen aus dem Institut für Germanistik und von Gästen vorgestellt. Die Vorträge finden dienstags ab 18:00 Uhr (s.t.) in Hörsaal 11 im Hörsaalgebäude am Campus Augustusplatz statt und werden über Zoom gestreamt.

Klaus-Michael Köpcke (Universität Münster)

Wie kommt der Sprecher des Deutschen zu einer Entscheidung über das Genus – lexikalisch, semantisch-pragmatisch, kontextuell, formal?

Aufgrund syntaktischer Erfordernisse muss im Deutschen jede Nominalphrase eine Genusmarkierung erhalten. Die traditionelle Vorstellung ist, dass das Genus eine inhärente Eigenschaft eines jeden Nomens ist. Das Genus wäre demnach für jedes Nomen ein stabiler, fixierter Wert. 

Dieser traditionellen Vorstellung sollen theoretische Überlegungen gegenübergestellt werden, die von der Annahme ausgehen, dass das Genus prinzipiell keine inhärente Eigenschaft ist. Vielmehr soll dafür argumentiert werden, dass das Genus erst im Produktionsprozess, also „online“, zugewiesen wird. Das bedeutet, dass das Genus in vielen Fällen kein stabiler und fixierter Wert ist, sondern immer wieder neu entschieden werden muss.

Vor diesem Hintergrund muss gefragt werden, woher der Sprecher das Genus für das von ihm verwendete Nomen bezieht. Es wird gezeigt, dass der Sprecher im Produktionsprozess auf eine Vielzahl von Informationen zurückgreift, um zu einer Entscheidung hinsichtlich eines Genuswertes zu gelangen. Dabei spielen mindestens phonologische, morphologische, syntaktische, semantische, pragmatische und kontextuelle Faktoren eine Rolle. Im theoretischen Rahmen des Competition Models von Bates und MacWhinney können diese Faktoren miteinander oder gegeneinander wirken. Hierdurch kann die in vielen Fällen zu beobachtende Variation, also Instabilität erklärt werden.

Abschließend wird ein psycholinguistisches Modell vorgestellt, bei dem versucht wird auszuloten, wie der Sprecher zwischen lexikalischen und kompositionell gewonnenen Genusentscheidungen verfährt.

 

 

Autor: Dr. Diana Walther