Auf dieser Seite finden Sie Informationen zu Teilprojekten und Konzepten der DFG-Forschungsgruppe Zyklische Optimierung (FOR 5175), die zum 1.10.2021 ihre Arbeit aufnahm.
Zyklischer Strukturaufbau und Optimierung sind zwei zentrale Forschungsbereiche der Grammatiktheorie, aber auch eng verwandt mit wichtigen Konzepten in Psychologie und Informatik: Zyklizität basiert auf der Intuition, dass Problemlösung kein globaler Prozess ist, sondern iterativ in inkrementellen Schritten zustandekommt. Optimierungsansätze ermöglichen einen Brückenschlag zwischen computationallen Modellen neuronaler Netzwerke aus der Kognitionswissenschaft und symbolischen Modellen menschlicher Sprache.
Diese Forschungsgruppe untersucht die Hypothese, dass die Kombination von Zyklizität und Optimierung einen explanatorischen Mehrwert erzielt, den keiner der beiden Mechanismen allein bietet: Zyklizität kann den Suchraum für Optimierungsprozesse substantiell einschränken und ableiten, dass Optimierung oft an der Oberfläche opak ist. Umgekehrt liefert Optimierung generelle Erklärungsansätze für die zeitliche Struktur, den Umfang und die Variabilität von Zyklen.
Teilprojekte der 2. Förderphase (ab 2026)
Projektleitung: Prof. Dr. Jochen Trommer & Dr. Eva Zimmermann
Projektbeschreibung (in Englisch)
Dieses Projekt ist eine direkte Weiterführung des Projekts Morphologische Ton-Strata. Es erweitert unsere empirische Untersuchung strataler Effekte auf mehr tonale Daten und untersucht 1) interstratale Unterschiede für mehr tonale Prozesse, 2) innerstratale Zyklen, und 3) Prozesse, die auf phrasale Prosodie referieren. Empirisch wird die *ABA-Beschränkung im Vordergrund stehen, deren Validität wir in einer größeren und diverseren typologischen Studie testen und damit systematisieren, in welchem Maße tonale Prozesse, die für morpho-syntaktische Domänen sensitiv sind, frei in Sprachen kombiniert werden können. Auf der theoretischen Seite wird die Harmonic Layer Theory weite-entwickelt, die neue Theorie der Morpho-Phonologie-Schnittstelle, die wir in der ersten Projektphase entwickelten. Dieses Modell ist restriktiver als Alternativen wie stratale OT, da es auf einer zyklischen Optimierung mit nur einer einzigen Grammatik pro Sprache basiert. Interstratale Unterschiede ergeben sich nur aus dem monotonen Aktivitätsverlust, den phonologische Elemente unterlaufen können; ein Mechanismus, der *ABA-Muster inhärent ausschließt.
Projektleitung: Paula Fenger, PhD & Prof. Dr. Gereon Müller
Dieses Projekt ist eine Fortsetzung des Projekts Prospects of Inflectional Morphology in Harmonic Serialism', in dem es darum ging zu zeigen, dass das in Müller (2020) entwickelte präsyntaktische lexikalisch-realisationale Modell zum einen ungefähr das leisten kann, was etablierte Modelle wie Distribuierte Morphologie und Paradigmenfunktionsmorphologie leisten können, und zum anderen interessante neue Lösungen bereithält zu Themen wie Verarmung, Exponenten-Tilgung, Deponenz, paradigmatische Lücken und morphologische Bewegung. Das harmonisch serielle Modell verbindet im Kern Zyklizität (über zyklische Operationen in der Morphologie sowie zyklische Morphologie-/Phonologie-Interaktion) mit Optimierung (über
eine optimalitätstheoretische Auflösung von Wettbewerben von Output-Kandidaten in der Derivation).
Im Rahmen der Beantwortung der Forschungsfragen hat sich im Laufe der Projektarbeit mehr und mehr eine Fokussierung auf den Aspekt der Zyklizität ergeben. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass für sehr viele Fragestellungen der Unterschied zwischen prä- und post-syntaktischer Morphologie weit weniger entscheidend ist, als vielfach angenommen wird; abgesehen davon hat sich für diverse betrachtete Phänomene herausgestellt, dass ein direkter Einfluss von syntaktischen Operationen auf die morphologische Realisierung nicht unplausibel ist. Vor diesem Hintergrund soll zur zweiten Projektphase eine Schwerpunktverlagerung hin zum Konzept der Zyklizität erfolgen, im Rahmen des postsyntaktischen lexikalisch-realisationalen Modells der Distribuierten Morphologie (Halle & Marantz (1994); Kramer, Alexiadou, Marantz & Oltra-Massuet (2025)), bei fortgesetzter Berücksichtigung von Optimierungsverfahren. Die thematische Weiterentwicklung wird begleitet von der Hinzunahme einer zweiten Projektleiterin, die einen Forschungsschwerpunkt im Bereich der Zyklizität in der Flexionsmorphologie hat (Fenger (2020)).
Bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, dass Zyklizität zwar in seriellen lexikalisch-realisationalen Theorien wie der Distribuierten Morphologie von zentraler Bedeutung ist, dass aber eine informelle Einschätzungen überschreitende detaillierte Untersuchung dieses Konzepts unter Bezug auf grammatische Bausteine wie das Zyklusprinzip und die Bedingung des Strikten Zyklus jenseits von Bobaljik (2000) noch nicht geleistet ist und es in diesem Bereich eine Vielzahl von offenen Fragestellungen gibt, die in der zweiten Projektphase angegangen werden sollen, u.a. in Bezug auf Verarmung, erweiterte Exponenz bzw. kontextuelle Allomorphie, Deponenz, Überabundanz, Periphrase, Portmanteaux, sowie Exponenz der Kongruenz. Eine leitende Idee wird dabei durchweg sein, dass morphologische Realisierung bei Annahme von zyklischem Spell-Out in vielen Fällen mit unvollständigen oder defektiven Mengen morpho-syntaktischer Merkmale zurechtkommen muss.
Projektleitung: Dr. Philipp Weisser
Dieses Projekt ist eine Weiterführung des Projektes Prosodisch determinierte Dislokation von Koordinatoren und will die dort gewonnenen Erkenntnisse für Klitika und Elemente der zweiten Position in dreifacher Hinsicht stärken und erweitern. In der zweiten Projektphase werden wir zum Einen den empirischen Skopus ausweiten und eine komplette Typologie von Fragepartikeln in nicht-kanonischen Positionen erstellen, um diese mit der Typologie von nicht-kanonischen Koordinatoren der ersten Phase zu vergleichen. Das zweite Ziel des Projektes ist es, das in der ersten Projektphase erstellte Modell als allgemeines Modell von Klitika der zweiten Position (und darüberhinaus) zu etablieren. Um dies zu erreichen werden wir uns in mehreren unabhängigen Untersuchungen Fallstudien aus der Literatur ansehen, in denen Behauptungen zu finden sind, die unserem Modell zu widersprechen scheinen. Darauf basierend werden wir untersuchen, inwiefern die Daten dieser Studien reanalysierbar sind oder inwiefern unser Modell angepasst werden muss. Drittens werden wir untersuchen, welche Erkenntnisse sich durch die Untersuchung von Klitika der zweiten Position über die Abbildung von Syntax auf Prosodie gewinnen lassen. Unser theoretisches Modell von Klitika macht sehr klare Voraussagen über dieses Abbildungsverhältnis, die nun in der zweiten Phase mittels konkreter Fallstudien untersucht werden sollen.
Projektleitung: Prof. Dr. Barbara Stiebels
Forsetzungsantrag zu Optimale Passungen zwischen satzeinbettenden Prädikaten und ihren Satzkomplementen
Das Projekt befasst sich mit dem Einfluss der morphologischen Derivation auf das Satzselektionsprofil von satzeinbettenden Prädikaten (SEP). Die bisherige Forschung zur Wortbildung hat satzeinbettende Prädikate als Basen für die Derivation kaum berücksichtigt und wenn, dann sind die Auswirkungen auf das Satzselektionsprofil so gut wie gar nicht untersucht worden. Bei kategorieverändernder Derivation wie Nominalisierung (behaupten → Behaupt-ung) und Adjektivierung (denken → denk-bar) stellt sich die Frage, inwieweit Unterschiede zwischen Basis- und Zielkategorie zu Veränderungen im Satzselektionsprofil führen. Welche Selektionseigenschaften bleiben bewahrt, welche werden blockiert? Besteht ein qualitativer Unterschied zu Effekten bei kategoriebewahrender Derivation (z. B. bei der Bildung von Präfix- und Partikelverben; denken → nach-denken, be-denken)? Letztere hat in vielen Fällen eine stärkere semantische Modifikation des SEPs zur Folge, was insbesondere bei bedeutungsabhängigen Selektionseigenschaften stärkere Effekte erwarten lässt. Die im Projekt betrachteten Satzselektionseigenschaften beinhalten Satztyp, Verbmodus (z B. Subjunktiv), Kontrolleigenschaften/Anhebung bei Infinitivkomplementen, NEG-Raising und Inferenzeigenschaften. Untersucht werden die Auswirkungen von Nominalisierung, Adjektivierung und Verb-Verb-Derivation auf das Einbettungsverhalten der SEPs. In Fortführung der Forschung aus der ersten Antragsphase zu optimalen Passungen zwischen SEPs und ihren Satzkomplementen soll überdies untersucht werden, inwieweit die Optimierungsmechanismen, die sich bei der Interpretation von polysemen oder vagen SEPs gezeigt haben (z. B. Rolle des Verbmodus bei Spanisch sentir: ‘bedauern’ bei Subjunktiv/‘fühlen‘ bei Indikativ), in der Derivation bewahrt oder verändert werden. Ein weiterer Untersuchungsaspekt ist schließlich die Frage der Interpretation von komplexen Rektionskomposita mit SEPs als Kopf (z. B Organ-spende-bereitschaft). In diesen maximal reduzierten Strukturen, die kaum Optimierung zulassen, zeigt sich in besonders deutlicher Weise die Rolle der semantischen Relation von SEP (Bereitschaft) und abhängigem Prädikat (Spende) für die Interpretation der komplexen Struktur.
Projektleitung: Prof. Dr. Jochen Trommer
Projektbeschreibung (in Englisch)
Dieses Projekt ist eine direkte Weiterführung des Projekts Semantische und phonologische Korrelate von Affixabfolgen in der ersten Phase der Forschungsgruppe und untersucht systematische Korrelationen zwischen phonologischen Eigenschaften von Affixen und ihrer linearen Abfolge aus der Perspektive eines stratalen Modells von Morphophonologie. Das Ziel des Projekts ist dabei, die Evidenz für den theoretischen Ansatz, der im früheren Projekt entwickelt wurde, durch die folgenden Schritte weiter zu erhärten: 1. Überprüfung des Ansatzes durch detaillierte Fallstudien für Sprachen mit komplexer Morphologie, für die wir bereits erfolgreiche Pilot-Studien durchgeführt haben. 2. Erweiterung der Untersuchung von phonologischen Linearisierungskorrelaten auf zusätzliche Typen von Affixen, insbesondere Affixe, für die semantische Faktoren weitgehend irrelevant zu sein scheinen (z.B. Kongruenz-Morphologie). 3. Die Integration empirischer und theoretischer Ergebnisse zur Linearisierung von Affixen und Klitika in anderen Teilprojekten der Forschungsgruppe.
Projektleitung: Prof. Dr. Gereon Müller
Klassische Zugänge zur A- und A-Quer-Bewegung, die designierte Positionen vorsehen (Chomsky (1981; 1993), Deprez (1989), Mahajan (1990)), sind empirisch problematisch, weil sie unvereinbar sind mit Bewegungstypen, die in Bezug auf A- und A-Quer-Eigenschaften variables Verhalten zeigen. Solche Ansätze sind auch konzeptuell fragwürdig, weil die Definition der relevanten Positionen nicht einfach ist, und weil grammatische Bausteine sich explizit auf die relevante Informationen beziehen müssen (z.B. verlangt Reflexivierung A-Bindung
und nicht bloß Bindung, Schmarotzerlücken brauchen einen A-Quer-Binder und nicht bloß einen Binder, usw.). Dies ist mit minimalistischen Grundannahmen unvereinbar.
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass neuere Ansätze, die auf Merkmale statt auf Positionen rekurrieren (van Urk (2015), Colley & Privoznov (2021), Scott (2021), Chen (2023), Lohninger (2024)), die gleichen Probleme gewärtigen müssen. Empirisch kann ein gemischtes Verhalten von Bewegungstypen (wie z.B. von Scrambling) nur in sehr begrenztem Maße erfasst werden, wobei das Fehlen von Interventionseffekten praktisch die einzige A-Quer-Eigenschaft ist von ansonsten A-ähnlichen Bewegungstypen, die leicht ableitbar ist (z.B. erlauben die Ansätze von van Urk (2015) und Lohninger (2024) keine Kookkurrenz von Schmarotzerlücken und dem Umgehen von schwachen Überkreuzungseffekten, aber ein solches Muster ist gut etabliert). Konzeptuell müssen grammatische Bausteine sich immer noch explizit beziehen auf den Status der Bewegung als A oder A-Quer. Darüber hinaus ist nicht klar, welche Merkmale identifiziert werden sollten als die Determinantien von A- bzw. A-Quer-Bewegung: Phi-Merkmale und informationsstrukturelle Merkmale werden zwar weithin für diesen Zweck angenommen, sind aber in vielen Fällen nicht ausreichend.
Das bei all diesen neueren Ansätzen auftretende konzeptuelle Problem wird in den Analysen von Safir (2019), Boskovic (2024) und Hewett (2024) angegangen, die postulieren, dass es kategorische Unterschiede zwischen A- und A-Quer-Bewegung gibt, die auf die kontrazyklische Hinzufügung einer Schale zu A-Quer-bewegten Elementen im Laufe der Derivation zurückgeführt werden können. Wiederum haben diese Ansätze jedoch Probleme mit einem gemischten Verhalten von Bewegungstypen (abgesehen davon gibt es keine unabhängige Evidenz für die Schalen).
Angesichts dieses Stands der Dinge wird das Projekt einen Ansatz über derivationelles Timing verfolgen, gemäß dem die A-/A-Quer-Unterscheidung reduzierbar ist auf die Frage, ob C-Kommando an der relevaten Stufe der Derivation möglich ist oder nicht: Wenn Bewegung einem interagierenden Prozess vorangeht, gibt es Feeding und Bleeding (``A-Bewegung''); wenn Bewegung dem anderen Prozess folgt, gibt es Counter-Feeding und Counter-Bleeding (``A-Quer-Bewegung''). Dieser Ansatz kann durch Rekurs auf restriktive Konzepte der Zyklizität und der Optimierung sowohl kategorisches, als auch gemischtes Verhalten von Bewegungstypen ableiten.
Projektleitung: Prof. Dr. Fabian Heck
Untersuchungsgegenstand des Projekts ist das Phänomen der multiplen Kasuszuweisung (MKZ) aus syntaktischer und morphologischer Perspektive. Unter MKZ wird verstanden, dass ein und dasselbe Argument mehr als einen Kasuswert/ ein Kasusmerkmal in der Syntax zugewiesen bekommt. Obwohl das Konzept der MKZ konzeptuell und empirisch gut motivierbar ist, wird es in den meisten gegenwärtigen theoretischen Arbeiten nicht berücksichtigt. Entsprechend steht eine umfassende Theorie der MKZ noch aus. Auf der syntaktischen Seite wird untersucht werden, ob sich MKZ am besten durch Kasusüberschreibung, Kasusanhäufung oder Kasuserweiterung charakterisieren lässt. In Abhängigkeit der jeweiligen Entscheidung für die Syntax unterscheiden sich die Mechanismen, die in der Morphologie die Realisierung eines Arguments mit mehreren Kasuswerten reguliert (``Kasusresolution''). Mögliche theoretische Optionen sind hier PF-Enkapsulation durch zyklische Aussprache, eine strikt monotoner Mechanismus der Kasuszuweisung, der auf Kasuserweiterung beruht, oder eine rein morphologische Resolutionsstrategie. Das Projekt strebt
außerdem an, durch die Erarbeitung einer Theorie der MKZ neue Perspektiven auf Phänomene zu eröffnen, die bisher nicht mit (multiplem) Kasus in Verbindung gebracht wurden.
Projekttitel: Der Konflikt von Negation und Imperativ aus der Perspektive der Zyklischen Optimierung
Projektleitung: Paula Fenger, PhD
Es gibt viele Hinweise in der Literatur, dass viele Sprachen einen Prohibitiv nicht durch die Kombination eines Imperativs mit einfacher klausaler Negation bilden können. Anstattdessen benutzen sie eine Ersatzkonstruktion, um dieselbe Bedeutung auszudrücken. Die existierenden theoretischen Analysen dieses Phänomens legen den Fokus auf wenige Ersatzkonstruktionen aus einem kleinen Set an Sprachen. In der typologischen Literatur ist hingegen bereits eine deutlich größere Bandbreite für Reparaturen für das Verbot negativer Imperative beschrieben, wobei klare Generalisierungen nach wie vor fehlen. Das Ziel dieses Projektes ist es, jene Brücke zwischen typologischer und theoretischer Literatur zu schlagen.
Konkret verfolgt das Projekt zwei Ziele: Einerseits wird eine systematische Datenbank von Imperativen und Prohibitiven erstellt, wobei zugleich die Variation zwischen verschiedenen Sprachfamilien sowie die Variation innerhalb einer Sprachfamilie berücksichtigt wird. Darüberhinaus werden Diagnostika entwickelt, welche Ersatzkonstruktion in einer bestimmten Sprache gewählt wird. Auf der anderen Seite wird eine zyklische Theorie entwickelt, die auf der Annahme fußt, dass die gesamte Variation auf die Stärke von syntaktischen Köpfen des Satzes bestimmt wird.
Projektleitung: Prof. Gregory Kobele, PhD
Teilprojekte der 1. Förderphase (2021 – 2025)
- Projektleitung: Prof. Gereon Müller
Webseite des Projekts
Das Projekt verfolgt einen strikt derivationellen, zyklischen, optimierungsbasierten Zugang zur Flexionsmorphologie, der neue Perspektiven eröffnet auf Phänomene wie Affixabfolgen, erweiterte Exponenz, disjunktive Blockade, scheinbar nicht-lokale Stammallomorphie und *ABA-Muster, und der darüber hinaus schwerpunktmäßig untersucht werden wird für widerspenstige Konzepte wie Verarmung, Exponentenauslassung, Deponenz, Paradigmenlücken, morphologische Bewegung, diskontinuierliches Bleeding und Lernalgorithmen für Unterspezifikation.
- Projektleitung: Prof. Jochen Trommer & Dr. Eva Zimmermann
Webseite des Projekts
Dieses Projekt entwickelt eine neue zyklische und optimierungsbasierte Theorie, die wiederkehrende Probleme in der Morphophonologie von Ton erklärt.
- Projektleitung: Prof. Barbara Stiebels & Prof. Jochen Trommer
Webseite des Projekts
Dieses Teilprojekt untersucht die Rolle der Phonologie und der Semantik bei der Linearisierung von Affixen.
- Projektleitung: Jun.Prof. Maria Kouneli
Webseite des Projekts
Das Thema dieses Projekts ist die Untersuchung der morphosyntaktischen Kategorie Numerus in der nominalen und verbalen Domaine von ostsudanischen Sprachen. Es wird zudem untersucht, ob ein Modell der zyklischen Optimierung besser geeignet ist, um die nachgewiesene sprachübergreifende Variation zu beschreiben.
- Projektleitung: Prof. Fabian Heck
Webseite des Projekts
Das Projekt untersucht die empirischen und formalen Eigenschaften syntaktischer Reparaturphänomene, die sich als Strategie des "letzten Auswegs" charakterieren lassen.
- Projektleitung: Dr. Philipp Weisser
Webseite des Projekts
Das Thema dieses Projektes ist die Dislozierung von Koordinatoren, also Elementen wie ‘und’, ‘oder’ oder ‘aber’, die nicht in der linearen Position zwischen ihren beiden Koordinanden stehen, sondern innerhalb von einem davon. Das Ziel dieses Projektes ist, die Konsequenzen dieses Prozesses für die Theorien der Klitikplatzierung zu untersuchen, sowie für die Schnittstelle von Syntax und Prosodie.
- Projektleitung: Prof. Barbara Stiebels
Webseite des Projekts
Das Projekt untersucht die sprachlichen Mittel, die in Sprachen eingesetzt werden, um die Passung zwischen satzeinbettenden Prädikaten und ihren Satzkomplementen zu optimieren (z. B. durch semantische Anreicherung des Satzkomplements oder Umdeutung des satzeinbettenden Prädikats).
- Projektleitung: Prof. Gregory Kobele
Webseite des Projekts
Was ist zyklische Optimierung? Wie unterscheidet sie sich empirisch von Theorien die andere Mechanismen verwenden? Wie könnte der menschliche Satzverarbeitungsmechanismus funktionieren, wenn ihm eine zyklisch optimierende Grammatik zugrunde liegt?
Zentrale Konzepte der Forschungsgruppe
Die Intuition, die zyklischen Grammatik-Modellen zugrundeliegt, ist die iterative Applikation grammatischer Operationen auf zunehmend größere morphosyntaktische Domänen. Eine einfache Implementation dieser Idee ist die Anwendung morphosyntaktischer strukturaufbauender Operationen, die sich mit interpretativen oder restrukturierenden Operationen abwechselt. Z.B. baut in der minimalistischen Syntax die zentrale Operation Merge hierarchische Struktur (‘Bäume’) auf und wechselt sich dabei mit der Operation Agree ab, die Merkmale einzelner syntaktischer Elemente abgleicht oder kopiert. In ähnlicher Weise wechseln sich in der lexikalischen Phonologie phonologische Regeln zyklisch mit morphologischem Struktur-Aufbau ab.
Zyklizität findet sich, wenn auch oft unter anderen Namen, in einem breiten Spektrum theoretischer Forschung, z.B. verschiedenen Versionen der Konstruktionsgrammatik und klassischen Grammatikformalismen, die kompositionelle semantische Interpretation auf Phrasenstrukturgrammatiken oder Kategorialgrammatiken anwenden.
Optimierung ist ein Verfahren, um zwischen verschiedenen potentiellen Alternativen auf der Basis einer strukturierten Kriterien-Menge auszuwählen und suboptimale Alternativen zu blockieren. Ein klassisches Beispiel ist die "Elsewhere Condition", die u.a. ableitet, dass spezifischere morphologische Realisierungen weniger spezifische blockieren, wie bei der Blockierung der potentiellen englischen Pluralform *ox-es durch die lexikalisierte Form ox-en.
Ein ähnliches Optimierungskonzept findet sich nicht nur in der Optimalitäts-Theorie und der Harmonischen Grammatik, sondern auch in psycholinguistischen Wettbewerbsmodellen, analogie-basierten Ansätzen in der Morphologie und „Last-Resort“-Operationen in derivationellen Syntax-Modellen.
Eine Standardintuition in formalen Modellen der Morphologie ist, dass eine spezifische Wortform wie die deutsche Dativ-Pluralform Kind-er-n durch eine Auswahl von Affixen zustande kommt, die die Realisierung von Flexionsmerkmalen optimiert. Diese Annahme erklärt unmittelbar, warum diese Form nicht einfach als die Form Kind-er realisiert wird, die das Dativ-Merkmal nicht ausdrücken würde. Zyklizität ist eine einfache Methode, um die LInearisierung der Affixe in dieser Form zu erfassen, z.B. durch die Annahme, dass -er ein inneres/stammbildendes, und -n ein äußeres/wortbildendes Affix ist, und deswegen an das Nomen Kind in dieser Reihenfolge affigiert werden:
Beide Modelle alleine erklären nicht, warum das scheinbar überflüssige Pluralaffix -er zusätzlich zum Dativ Plural -n verwendet werden muss. In einer Kombination von Zyklizität und Optimierung können wir hingegen annehmen, dass morphologische Optimierung in Zyklen abläuft. Im inneren (Stamm-)Zyklus ist nur Plural-er zugänglich. Darum führt Affigierung dieses Markers zu einer besseren (vollständigeren) Realisierung des Dativ Plural als das Nomen alleine. Im äußeren (Wort-)Zyklus wird dann zusätzlich -n hinzugefügt, das die Inputmerkmale noch vollständiger ausdrückt. Dass das zuvor angehängte -er in dieser Phase nicht wieder entfernt werden kann, folgt aus einer weiteren Standardannahme zyklischer Ansätze, dass Effekte früherer Zyklen immun für spätere Modifikationen sind.
Zyklische Optimierung wird augenblicklich in drei verschiedenen Forschungsrichtungen der Linguistik angewendet: Erstens, in Ansätzen, die die Standard-Optimalitätstheorie mit Elementen regelbasierter Lexikalischer Phonologie kombinieren, so dass qualitativ unterschiedliche phonologische Subgrammatiken zyklisch mit morphosyntaktischen Repräsentationen wachsender Größe (Stamm, Wort, Phrase, etc.) alternieren (Kiparsky 2000, 2015, Bermúdez-Otero 2012, Rubach 2003). Zyklische Optimierung ist auch ein inhärenter Bestandteil der wichtigsten Formalisierungen der Konstruktionsphonologie (Orgun 1996, Inkelas 2014) und -morphologie (Inkelas & Caballero 2013).
Unabhängig davon ist eine zweite Version von zyklischer Optimierung in derivationellen Ansätzen für zyklische Effekte in der Syntax entwickelt worden – ausgehend von der Einsicht, dass die parametrische sprachspezifische Auswahl zwischen Merge- und Agree-Operationen in spezifischen Ableitungsschritten minimalistischer Grammatiken in natürlicher Weise durch geordnete verletzbare Constraints abgeleitet werden kann (Müller 2009). Eine Integration von Zyklizität und Optimierung wird auch durch die wachsende Evidenz nahegelegt, dass einer der zentralen Mechanismen des derivationellen Minimalismus, die Etablierung von Phasen, nicht deterministisch zustandekommt, sondern in "dynamischen" Phasen verzögert werden kann (Bobaljik & Wurmbrand 2005, den Dikken 2007, Boškovic 2014, Harwood 2015).
Die dritte und neueste Forschungsrichtung zur zyklischen Optimierung ist im Feld iterativer Optimierungs-Ansätze angesiedelt, insbesondere im Harmonischen Serialismus (HS) und der Optimalitätstheorie mit Kandidatenketten (OT-KK), die eine Art von Proto-Zyklizität etablieren: Operationen verschiedenen Typs alternieren iterativ. Unter der natürlichen Annahme, dass eine einzelne serielle OT-Grammatik sowohl Morphosyntax als auch Phonologie optimiert, führt HS inhärent zu einem vollständig zyklischen Grammatikmodell. Eine Version von OT-KK, die das explizit macht, ist der Optimal-Interleaving (OI)-Ansatz von Wolf (2016) (siehe Wolf 2015 für eine HS-Version).
Representative Forschungsergebnisse zu Zyklizität und Optimierung in Leipzig
- Müller, G. 2020. Inflectional morphology in Harmonic Serialism. London: Equinox.
- Trommer, J. & S. Bank. 2017. Inflectional learning as local optimization. Morphology 27. 383–422.
- Heck, F. & G. Müller. 2016. On accelerating and decelerating movement. From Minimalist preference principles to Harmonic Serialism. In G. Legendre, M. Putnam, H. de Swart & E. Zaroukian (eds.), Optimality-theoretic syntax, semantics, and pragmatics, 78–110. Oxford University Press.
- Trommer, J. 2013. Stress uniformity in Albanian: morphological arguments for cyclicity. Linguistic Inquiry 44(1). 109–143.
- Zimmermann, E. 2020. Two is too much. . . in the phonology! A phonological account of unfaithful multiple reduplication. The Linguistic Review.
- Weisser, Ph. 2019. On the symmetry of case in conjunction. Syntax 23(1). 42–77.
- Kouneli, M. 2018. Plural marking on mass nouns: Evidence from Greek. In M. Dali, É. Mathieu & G. Zareikar (eds.), Gender and noun classification, 234–248. Oxford University Press.
- Stiebels, B. 2010. Inhärente Kontrollprädikate im Deutschen. Linguistische Berichte 224. 391–440.
- Heinz, J. & G. M. Kobele & J. A. Riggle 2009. Evaluating the Complexity of Optimality Theory. Linguistic Inquiry 40(2). 277–288.
- Heck, F. 2000. Tiefenoptimierung – Deutsche Wortstellung als wettbewerbsgesteuerte Basisgenerierung. Linguistische Berichte 184. 441–468.