Das Thema dieses Projekts ist die Untersuchung der morphosyntaktischen Kategorie Numerus in der nominalen und verbalen Domaine von ostsudanischen Sprachen. Es wird zudem untersucht, ob ein Modell der zyklischen Optimierung besser geeignet ist, um die nachgewiesene sprachübergreifende Variation zu beschreiben.
Das Ziel dieses Projektes ist es, Phänomene in kaum erforschten Ostsudanischen Sprachen der nilosaharanischen Sprachfamilie zu erforschen, die sich auf die morphosyntaktische Kategorie des Numerus beziehen. Dabei finden wir zum einen das Phänomen der Überexponenz von Numerus (wenn wir mehr Numerusmorpheme innerhalb eines bestimmten Wortes sehen als erwartet) und zum Anderen das Phänomen der Unterexponenz (wenn wir weniger Numerusmorpheme sehen als erwartet). Im Rahmen dieses Projektes soll dabei erforscht werden, inwiefern ein Modell der zyklischen Optimierung die einzelsprachliche Varianz besser ableiten kann als alternative Modelle. In dem Modell, das hier entwickelt wird, baut die Syntax Strukturen, die auf zyklische Art und Weise an die Schnittstellen vererbt werden (Spell-Out). Bei Spell-Out entscheiden optimalitätstheoretische Beschränkungen, welche morphologischen Operationen stattfinden, was dann zur endgültigen Exponenz von Numerusmorphemen führt. So kann eine bestimmte Beschränkungsordnung eine Verarmung morphosyntaktischer Merkmale erzeugen, was dann zu Unterexponenz führt. Das angestrebte Modell kombiniert Elemente aus Kastner (2016), Sande & Jenks (2018) und McPherson & Heath (2016), ist dabei aber insofern neuartig, dass auch die Bestimmung einer Phasengrenze (und somit Spell-Out) in der Syntax Optimierung unterliegt.
Der vorliegende Ansatz wird dabei gegen zwei alternative Ansätze zu multipler Exponenz kontrastiert: Caballero & Inkelas' (2013,2018) Ansatz im Ramen der Optimal Construction Morphology sowie Müller's (2020) Ansatz in Harmonischem Serialismus. Ein Großteil empirischer Daten für dieses Projekt stammt dabei aus eigener Feldforschung, bei der in Kenia mit Sprechern vier sudanischer Sprachen (Kalenjin, Turkana, Maa, Didinga) gearbeitet wird. Dies bedeutet zugleich einen signifikanten empirisch neuwertigen Beitrag, da Daten aus diesen Sprachen meines Wissens, bisher keinen Eingang in die theoretische Literatur von Numerus und multipler Exponenz gefunden haben.