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Dr. Julia Fuchs ist seit 27.06.2022 Juniorprofessorin für Germanistische Linguistik – Pragmatik an der Philologischen Fakultät, Institut für Germanistik.

Was haben Sie studiert und über welche Stationen führte Ihr Weg an die Universität Leipzig?

An den Universitäten Bonn und Paris-Sorbonne habe ich den binationalen Studiengang „Deutsch-Französische Studien / Études franco-allemandes“ im Bachelor und Master absolviert, der Elemente der Linguistik, der Literaturwissenschaft und der Kulturwissenschaft verband. Bereits seinerzeit legte ich meinen Studienschwerpunkt auf die Linguistik. Nach Abschluss des Studiums im Jahr 2012 war ich zunächst an der Universität Bonn als Dozentin tätig. Ein Promotionsstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung ermöglichte mir sodann, konzentriert und zügig meine Dissertation anzufertigen; promoviert wurde ich 2018 an der Universität Marburg unter der Betreuung von Christina Kauschke und Ulrike Domahs. Meine Postdoc-Phase verbrachte ich an der Universität Mainz in einem Graduiertenkolleg zur empirischen Erforschung von Leichter Sprache. Dieses Jahr bin ich dem Ruf auf die Juniorprofessur für Germanistische Linguistik – Pragmatik an die Universität Leipzig gefolgt und freue mich, in Forschung, Lehre und Transfer meine Themenschwerpunkte im Bereich der germanistischen Pragmatik einbringen und vertreten zu können.

 

Wo liegen Ihre Forschungsinteressen und was fasziniert Sie daran?

Zwei Forschungsinteressen treiben mich besonders um: der kindliche Pragmatikerwerb im Deutschen sowie die Verarbeitung von Leichter Sprache.
Wir sind uns selten darüber bewusst, aber: Sprache und Kommunikation sind von ganz elementarer Bedeutung für nahezu alle Lebensbereiche. Vor diesem Hintergrund ist es höchst relevant zu erforschen, wann und wie Kinder pragmatische Fähigkeiten erwerben und zu kommunikativ kompetenten Sprachbenutzerinnen und -benutzern werden. Das Wissen um den Verlauf des Erwerbs pragmatischer Fähigkeiten bei sich typisch entwickelnden Kindern ermöglicht dann auch, in einem zweiten Schritt etwaige Abweichungen von diesem Erwerbsverlauf bei sich untypisch entwickelnden Kindern zu identifizieren und zu behandeln. Bereits in meiner Dissertation habe ich mich des Pragmatikerwerbs bei Kindern mit und ohne Autismus-Spektrum-Störung angenommen, und an der Universität Leipzig möchte ich dem Pragmatikerwerb weiter auf den Grund gehen, besonders dem Ironieerwerb.
So wenig, wie wir uns im Alltag zumeist über die elementare Bedeutung von Sprache und Kommunikation bewusst sind, so wenig reflektieren wir in der Regel, wie sehr Partizipation und Teilhabe von der Fähigkeit abhängen, standardsprachliche Texte lesen und verstehen zu können. In der Tat sind nicht alle Mitmenschen dazu ohne Weiteres in der Lage – für diese Zielgruppen wurde Leichte Sprache entwickelt, sozusagen eine vereinfachte Form des Deutschen. Als Postdoktorandin habe ich Eye-Tracking-Experimente mit Zielgruppen von Leichter Sprache durchgeführt, um vorhandene Leichte-Sprache-Regeln experimentell auf ihre Funktionstauglichkeit hin zu prüfen, damit empirisch zu fundieren und à la longue einen Beitrag zur Optimierung von Textangeboten in Leichter Sprache zu leisten – ein Vorhaben, das ich an der Universität Leipzig ebenfalls weiterverfolgen werde.

 

In welchen Studiengängen werden Sie unterrichten und welche Ziele verfolgen Sie dabei?

Unterrichten werde ich in den Studiengängen B.A. und M.A. Germanistik sowie Staatsexamen Deutsch für das Lehramt an Grundschulen, an Oberschulen, an Gymnasien und für das Lehramt Sonderpädagogik.
Mit meinen Lehrveranstaltungen verfolge ich über die reine Wissensvermittlung hinaus das Ziel, bei den Studierenden Interesse für die behandelten Gegenstände zu wecken und sie zu eigenem wissenschaftlichen Denken anzuregen. Es ist mir ein besonderes Anliegen, pragmatische Theorie, (experimentelle) Methodik und Empirie sowie Aspekte des Spracherwerbs und der Sprachverarbeitung zu verzahnen, Aspekte der Forschung in die Lehre zu integrieren und eine Brücke zum Schulunterricht zu schlagen.

 

Mit welchen Bereichen an den anderen Instituten der Fakultät oder an anderen Fakultäten sehen Sie inhaltliche Schnittmengen oder Potential für eine Zusammenarbeit?

Im Zusammenhang mit meiner Beschäftigung mit dem Pragmatikerwerb hat zunächst der der Aufbau einer fruchtbaren Kooperation mit dem Leipziger Forschungszentrum für frühkindliche Entwicklung Priorität. Insofern pragmatische Fähigkeiten auch mit genuin sprachsystematischen Fähigkeiten interagieren, sehe ich auch Potenzial für eine Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen der Professur für Germanistische Linguistik – Grammatik. Was den Pragmatikerwerb in klinischen Zusammenhängen anbelangt, sind Anknüpfungsmöglichkeiten an die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters vorhanden. Mit Blick auf Studien zu Leichter Sprache gibt es inhaltliche Schnittmengen mit der Professur für Pädagogik im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, die Potenzial für eine Zusammenarbeit bieten.

 

Und sonst so?

Sonst gehe ich gern joggen. Ich laufe hin und wieder einen Halbmarathon, den letzten im Mai 2022.