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Regelmäßig statten Seminargruppen des Instituts für Klassische Philologie und Komparatistik der Papyrus- und Ostrakasammlung der Universitätsbibliothek Leipzig einen Besuch ab. Nun war es mal wieder soweit: Am 12.7.22 besuchte Dr. Melissa Kunz in der letzten Sitzung des Semesters mit ihrer Seminargruppe die Sammlung – alle anderen Interessierten waren aber natürlich auch herzlich willkommen.

Zuerst gab die Kustodin der Sammlung Dr. Almuth Märker anhand mehrerer Originale eine grundlegende Einführung in die Sammlung und die Papyrologie – zum Beispiel zur Herstellung von Papyrus und zum sog. Papyruskartell – und wir durften einige Papyri der Sammlung in Augenschein nehmen. Darunter befanden sich das Fragment eines Papyruscodex zu Homers Odysee und ein koptischer Zaubertext auf Pergament. Auch eine Kiste (ein seinerzeit umgebauter Benzinkanister!), mit welcher die Papyri Anfang des 20. Jahrhunderts nach Leipzig transportiert wurden, illustrierte die Geschichte der Sammlung.

Danach befassten wir uns mit einem besonderen Papyrus, denn wie es der Zufall will, befindet sich in der Leipziger Papyrus- und Ostrakasammlung unter der Inventarnummer P.Lips.Inv.2600 das Fragment (10,5 x 12 cm) eines sonst bisher nicht bekannten antiken Kommentars aus dem 2./3. Jh. n. Chr. zu Hesiods Theogonie (Link zum Eintrag für P.Lips.Inv.2600 im Papyrus-Portal: https://papyri.uni-leipzig.de/receive/UBLPapyri_text_00048060). Mit der Theogonie hatte sich die Seminargruppe das Semester über beschäftigt und auf dieser Grundlage versuchten wir, den Text auf dem Papyrusfragment zu entziffern, was nicht immer ganz einfach war: An mancher Stelle blieb bis zum Ende ungeklärt, ob wir ein Π oder ein Η vor uns haben. Dabei haben wir uns dem Stück sowohl im Original gewidmet als auch ein stark vergrößertes Digitalisat dazu herangezogen. So konnte beides einander bereichern: Mancher Buchstabe ist mit digital verstärktem Kontrast auf einmal lesbar, von manchem Fleck gibt aber nur das Original Auskunft über die Frage, ob es sich um Schmutz, ein kleines Loch oder tatsächlich um Tinte handelt.

Nachdem noch einmal ein paar Minuten Zeit war, die Papyri in Ruhe zu betrachten, schossen wir ein Gruppenfoto und machten uns mit neuen Erkenntnissen auf den Heimweg – und in die wohlverdienten Semesterferien.

 

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