1. Alippi. Nicht eindeutig erklärter lombardischer FN: Italien 398, davon Lombardei 375/Como 335. Am nächsten liegt eine Nebenform von Lippo, Lippi gekürzt aus dem PN Filippo (FN Lippi, Lippo), doch stimmt die Verbreitung nicht unbedingt überein: Lippi 5.278 (Toskana 2.946, Emilia-Romagna 926, Lombardei 144). Die in DCI erwogene Erklärung aus einem ON Lippo (Bologna) scheint anbetracht der Verbreitung unwahrscheinlich.
FB 856 (ITA 518, ARG 277, CH 25, D 11…), ØDAFN. Für die anklingende Form Alipi (514: MEX 250, Papua Neu Guinea 189, Indonesien 170) muss wohl eine andere Erklärung erfolgen.
Sanitätshaus Alippi, seit 1877 (zuerst AB Zwickau 1885: Oscar Felix Dominiko und Agnes Elise Alippi [Fabrikation u. Handel mit chirurgischen Artikeln] mit heute 60 Filialen, 1906 Friedrich Alippi [Orthopädiewerkstatt]). Der Name Dominiko (it. Domenico) ist offensichtlich Reminiszenz an die Herkunft aus Italien. In Chemnitz: 1903-1930 Ernst Hermann, ab 1922 Hermann Alippi (Kaufmann, Bandagengeschäft bzw. Kaufmann und Bandagist, Fa. Alippi & Herold [Chirurgische Waren, Bandagen, Gummiwaren]). 1931 Marta Alippi (Kaufmannswitwe, Mitinhaberin der Fa. Alippi & Herold, 1944 Alippi & Herold, Inhaber Feodora verw. Herold u. Martha verw. Alippi.
2. Andreazza ist spontan mit dem Männernamen Andrea (= Andreas) zu verbinden, der im Deutschen durch seine scheinbar weibliche Endung missverständlich ist. Mit 928 Namenträgern insgesamt ist Andreazza ein typischer Name des Veneto (647, Lombardei 106). Das Suffix -azzo ist in diesem Fall gewiss individualisierend, nicht negativ konnotiert. Interessant die Änderung im Adressbuch: ab1934 steht Andrezza ist alphabetisch aber vor Andree eingeordnet, daher vielleicht Schreibfehler (ØItalien). Die „Motivierung“ Männername begegnet im FN Andreazzo, der ebenfalls für das Veneto charakteristisch ist (90 Personen, davon 80 Veneto [alle Padua], Lombardei 7). Die lokale Herkunft spiegelt sich in den ungewöhnlichen Auswanderungszahlen.
FB: 1.796 (BRA 1.228, Australien 219, ITA 202, FRA 74…). ØDAFN.
1930-1936 Alberto Andreazza (Ausführender von Terrazzo-Arbeiten), 1933 (Terrazzo-Geschäft) = 1934-1936 Alberto Andrezza (Terrazzogeschäft).
3. Andretta. Der FN Andretta (2.390) ist sowohl für den NO Italiens (Veneto 1308: Padova 873, Treviso 266, Vicenza 108) als auch den Süden (Campania 529, Basilicata 123, Puglia 109) charakteristisch und offenbar unterschiedlicher Herkunft. In unserem Fall ist gewiss von einer Koseform von Andrea auszugehen. Die Namen des Südens sind mit dem Ort Andretta (Avellino) zu verbinden; hierher gehört möglicherweise der Südfruchthändler.
FB: 5.531 (ITA 2.357, BRA 2.302, USA 511, ARG 167… D 34). +DAFN 359 (2010).
1920/1921 Mario Andretta (Südfruchtgroßhandlung, Geschäftsführer Giuliano → Derna), 1926-1944 Mario Andretta (München, Filiale Chemnitz: Südfruchtgroßhandel, auch 1941 Dresden, Früchtegroßhandlung)
4. Bandoli. Dieser Name geht offenbar auf einen alten PN Bando (mit Bandolo/Bandolino, Bandino, Banduccio) zurück, der im langobardischen Kontext früh belegt ist (wohl zu germ. *bandwa(n) "Banner"). In dieser Zusammenstellung folgen weitere Namen germanischer Herkunft, Große Teile Italiens (erst seit 1861 Einheitsstaat) waren seit der ausgehenden Antike von germanischen Völkern besiedelt (Ostgoten, Langobarden, Franken), die gerade auch im Namenschatz deutliche Spuren hinterlassen haben. Bandoli ist mit insgesamt 237 Namenträgern charakteristisch für die Emilia-Romagna (155) und hier Ravenna (131).
FB: 503 (ITA 224, BRA 117, USA 76…). ØDAFN.
1900-1916 Carl Friedrich Wilhelm Bandoli, ab 1910 Carl Bandoli (Apotheker und Chemiker, Agenturgeschäft für die chemische Industrie). ‒ 1903-1905 Drogen- und Farbengeschäft, Handlung mit photographischen Apparaten und Bedarfsartikeln, Verbandstoffen, Mineralwässer, Spirituosen und Strumpfstempelfarben, Fa. Carl Bandoli Fa. Carl Bandoli, Nachfolger Carl [Otto] Friese (…), Nachfolger Erich Fischer, 1914 Nachfolger Adolf Hugo August Clamroth, 1919/1920-1944 Reinhold Clamroth.
5. Bellini. Ver allem im nördlichen Teil Italiens1 verbreiteter FN (25.506 Personen). Schwerpunkte sind die Lombardei (7.826/Bergamo 2.405, Brescia 1.548, Mantua 1.486 usw.), die Emilia-Romagna (3.825/Ferrara 1.319), die Toskana (3.790/Florenz 1.873) und auch das Veneto (2.939/Verona 1.295, Rovigo 725, Padua 540 usw.) und Friaul (199/Udine, Triest 65, Pordenone 44, Gorizia 19). Als Ausgangspunkt ist unschwer der ursprüngliche Übername Bello "schön", der früh auch als PN gebraucht wurde, zu erkennen. Im äußersten Nordosten könnnte eventuell die weibliche Entsprechung Bellina (2.514/Friaul 825 [Udine 788] gegenüber Sizilien 957) eine Fernwirkung gehabt haben; diese Form entspricht möglicherweise dem slowenischen (slavischen) Männernamen Belina (zu bel "weiß").
FB: 46.796 (ITA 34.022, BRA 4.556, ARG 2.183, FRAU 1.980, USA 1.679… D 112). +DAFN 1038 (2010).
1923-1926 Albert Bellini (Chefkonstrukteur)
1923-1932 Elise Bellini (Schlosser-Witwe)
6. Bewilogua steht emblematisch für Chemnitz. Gleichzeitig ist der Name Repräsentant eines spezifischen Namentyps. Auf den ersten Blick ist er mit it. Bevilacqua zu identifizieren, das in jüngeren Belegen auch in Deutschland verbreitet ist (Bevilacqua 74 (DFD 80), Bevilaqua 7). Die Lautform des Namens und der historische Werdegang dieser Familie verdienten eine genauere Überprüfung.Übernamen aus Satznamen des Typs Verb+Objekt, hier Bevilacqua (mit Entsprechungen wie dt. Trinkwasser, engl. Drinkwater, franz. Boileau), sind zahlreich und bildhaft. Die Diskussion kreist um die Verbalform Indikativ (beschreibend) und Imperativ (Aufforderung). In der Tat ist die it. Form formal als Imperativ bevi "trink!", zu bere "trinken" zu interpretieren. Doch gewöhnlich sind Beschreibung und Imperativ formal nicht zu unterscheiden. Besonders deutlich wird dies in den mittellateinischen Übersetzungen von franz. Boileau: Bibens aquam, Qui (non) bibit (de) aqua(m) u.ä. "Wassertrinker, der (kein) Wasser trinkt" (und eben nicht Wein, Bier, Milch o.ä.)2 In diesem Zusammenhang darf ich ausnahmsweise den Eintrag in Brechenmacher 1,11, ergänzt durch den Kommentar im DFD, zitieren:
Bevila(c)qua, -aque, Bevel-, Bewilogua, s. Trinkwasser, ÜN = Trink Wasser (Satzname) < ital bevilacqua = Wassertrinker. In Südtirol der SN Bevilvino. In Frankreich entspricht der SN Boileau, in England der SN Drinkwater. Zum Sachlichen s. SchS. XXVI,31. ‒ 1493 Simon Bevilaqua, Drucker zu Venedig: Proctor 5381, 5402, 5414 u.ö. ‒ 1869 heißt der Bürgermeister von Bautzen Bevilogua: SPf. II,54. S. Trinkwasser. [Hier: „ÜN des Abstinenzlers“]
DFD s.v. Bevilacqua: Benennung nach Übername zu it. bevi ‘trink!’ (Imperativ zu it. bere ‘trinken’), italienisch la ‘die’ (Definitartikel; feminin, Nominativ Singular) und italienisch acqua ‘Wasser’. Es handelt sich um einen Übernamen in Form eines Satznamens (< trink das Wasser) für einen notorischen Weintrinker oder einen abstinenten, nüchternen Menschen.
FB: Bevilacqua 34.514 (ITA 21.804, USA 3.717, BRA 2.742, ARG 2.649… D 151) +DAFN 2.667 (2010), Bevilaqua 4.255 (BRA 3.750, USA 123, ARG 111, ITA 81… D 7). Bewilogua 12 (D 10, Japan 2) und weitere Varianten. +DAFN (Bevilacqua) 2.667 (2010).
Die Zusammenstellung einer „Familiengeschichte“ Bewilogua wäre vermutlich ergiebig. Der Name ist im 19. Jh. u.a. in Bautzen (Johann Benjamin, Sohn von Johann Karl Bewilogua, Heirat 1837, Louis Bewilogua, Bürgermeister von Elstra a.D., Auguste Bewilogua *1848 Pulsnitz), bei Chemnitz (Anna Margarethe Bewilogua *1882 Röhrsdorf, Ernst Hugo Bewilogua †1883 Röhrsdorf u.a.) und vor allem Dresden gut belegt. Der Sohn des Pfarrers von St. Nicolai, der bekannte Physiker Christian Ludwig Bewilogua (1906-1983), wurde in Helbigsdorf bei Freiberg geboren und legte 1925 in Chemnitz sein Abitur ab. Für Chemnitz selbst (Adressbücher) sind aktenkundig.
1847 Gottlieb Bewilogua (Bäckermeister)
1855 Johann Gottlieb Bewilogua (Eisenbahnaufläder)
1923-1944 Ludwig Bewilogua (Pfarrer S. Nicolai), ab 1936 (Pfarrer i.R.)3
7. Bisiach(i). Dieser FN existiert in den beiden, auch hier belegten, Varianten Bisiach und Bisiachi. Bisiach ist für 114 Personen (Friaul 64, davon 52 Gorizia) belegt. Die „italienische“ Variante Bisiacchi, dazu zählt auch Bisiachi (12/Friaul: Triest 5), ist für 187 Personen nachgewiesen, mit dem Schwerpunkt Friaul (166/Triest 157, Gorizia 9). Es handelt sich um ein Ethnikon (Bewohnername) für das Gebiet zwischen Timavo und dem Isonzo und ist wahrscheinlich slavischen Urprungs.
FB: Bisiacchi 141 (ITA 125, AUS 6, MEX 4… D 1), Bisiachi 1 (ITA 1, Bisiach 293 (ITA 209, ARG 58), Bisiac 5 (BRA 5). ØDAFN.
1925-1944 Hermann Bisiach (Korrespondent), 1926 Ermann (Herm.) Bisiach (Dr.rer.pol., Diplom-Kaufmann, Landesprodukte-Großhandlung), ab 1928 Ermanno, 1930-1944 Ermanno Bisiachi (Dr.rer.econ. et comm., Diplom-Kaufmann, italienischer Konsul, Fa. Ermanno Bisiachi, Landesprodukte und Weinimport, Generalvertreter erster it. Firmen)
8. Bonardy. Die Schreibweise dieses Namens (ØItalien) deutet auf eine frühe Eindeutschung (oder Internationalisierung) des ursprünglich offensichtlich it. FN Bonardi (4157/Lombardei 2914, Piemont 529). Dieser geht zurück auf einen alten „hybriden“ germanisch-lateinischen Namen Bonardus (bonus + -hard).
FB: Bonardy 139 (Indonesien 99, USA 22, Trinidad 9, VEN 5). Bonardi 7.535 (ITA 5.036, FRA 731, ARG 598, BRA 531, USA 449… D 5). +DAFN 302 (2010).
1931-1940 Johanne Bonardy (Kleinrentnerin)
9. Bonelli. Durchsichtiger FN, ursprünglicher Übername mit bonus "gut", der früh als selbständigen PN Bonellus belegt ist, Der Name (9521) ist überwiegend in Norditalien zuhause, mit Schwerpunkten in der Lombardei (1642/Mailand 623, Brescia 310, Pavia 202), dem Piemont (1399/Cuneo 626, Alessandria 362, Torino 246) und der Toskana (1175/Pistoia 408, Grosseto 226, Siena 222).
FB: 18.359 (ITA 10.619, USA 2.205, ARG 2.022, BRA 1.516, FRA 762… D 106). DAFN 1.733 (2010).
1922 Ettore Bonelli (kaufmännischer Angestellter)
1923-19255 Liddy Bonelli (Bergarbeiter-Ehefrau)
1930-1944 Paul Bonelli (Arbeiter)
10. Bonvicin. Es handelt sich um einen alten Beinamen bonus vicinus, wörtlich "guter Nachbar" (buono vicino), der sich in eine Gruppe ähnlicher Bildungen mit buono "gut" einreiht (Buoncompagno Buoncristiano, Buondonno, Bonfant, Buonofiglio, Buonfrate, Bonuomo, Bonsignore u.a.). Der Ausfall des Auslautvokals ist charakteristisch für Norditalien. Der Name ist charakteristisch für das Trentino (122), davon in Trient 106.
FB: 164 (ITA 80, USA 62, AUS 12, D 6). Dazu auch 1 Buonvicin (USA, ØITA). ØDAFN.
1915-1832 Berta Selma Klara Bonvicin (Handelsmann-Ehefrau), ab 1922 Klara (Handelsmann-Witwe)
11. Bordoni. Die Interpretation dieses keineswegs seltenen FN (5.060 Personen) ist nicht eindeutig. Neben einem germ. PN Burdo, Bordo ist vor allem ein ÜN mit bordone, entweder "Wanderstab" oder "Brummbass (Dudelsack)" zu vermuten. Der Name ist allerdings insbesondere für die Lombardei charakteristisch (1594/Mailand 589, Sondrio 423, Pavia 228), hier dürfte ein alter Übername mit dial. bordone "Rübe (> Dummkopf)" der Ausgangspunkt sein.
FB: 8.534 (ITA 6.363, ARG 679, BRA 615, USA 265… D 5). ØDAFN.
1929-1944 Gualtiere Bordoni (Korrespondent), 1930-1939 (Vertreter), 1934-1944 Gualtiero (Handelsvertreter Einkauf)
12. Borghesi. Zu it. borghese "Bewohner eines borgo [Weiler, Dorf]" bzw. "Bürger" (vgl. franz. bourgeois); wegen der Vielzahl von Orten namens Borgo ist eine konkrete Zuordnung schwierig. Der Name ist in Italien gut vertreten: 3.560 (Emilia-Romagna 799/Forlì 263, Ravenna 233, Ferrara 177, Lombardei 706/Brescia 522 und auch Trentino 194/Trient 194.
FB: 5.170 (ITA 3.979, FRAU 368, BRA 320, USA 241… D 7). ØDAFN (aber Borghese, Borgese)
1927-1930 Giovanni Borghesi (Arbeiter)
1932-1944 Dora Borghesi (Witwe)
13. Brioschi /Brióski/. Zum ON Briosco (Mailand). Charakteristischer lombardischer FN und hier besonders für Mailand (insgesamt 3730, davon 3573 Lombardei bzw. 3121 Mailand). Der Name wird aus dem Keltischen (Gallischen) erklärt, entweder zu briva "Brücke" oder briga "Berg".
FB: 6.303 (ITA 5.511, BRA 537, ARG 130… D 3). ØDAFN.
1928-1932 Julius Brioschi (Diplom-Ingenieur), 1932 (Vertreter der „Poldihütte“)
14. Brogli /Brolji/. Variante des FN Broglio (oder Broglia), die einer in der Mikrotoponymie nicht seltenen Ortsbezeichnung keltischen Ursprungs vor allem in der Lombardei und Venetien ("Obstgarten" u.ä.) entsprechen. Der FN Brogli ist eher selten und für die Emilia-Romagna 85, hier Ferrara (51, Bologna 10) charakteristisch, auffallend die starke Konzentration in der Schweiz.
FB: 1.172 (CH 774, USA 174, ITA 87… D 16). ØDAFN.
1931-1937 Willi Brogli (Oberkellner)
1938-1944 Juiiana Brogli (Witwe)
15. Camesasca. Hier handelt es sich um einen spezifisch lombardischen Namen: Von insgesamt 426 Personen leben 413 in der Lombardei (Mailand 348, Como 61). Der Herkunftsname geht auf den Ort Camisasca (Como) zurück.
FB: Camesasca 603 (ITA 553, D 18, Uruguay 15, USA 7). Camisasca 687 (ITA 522, ARG 57, BRA 51, USA 26, ØD). Ø(beide) DAFN.
1926-1933 Marie Camesasca (Ehefrau), ab 1931 (Frau)
1928 Nicolai Camesasca (Dipl.Ing.)
16. Caprara. Der Name (Frequenz 2.419) ist nicht eindeutig zu bestimmen, entweder zu it. caprara "Ziegenhirtin" (Feminisierung von capraro) oder Orts- oder Flurname caprara "Ziegenweide". Den Ortsnamen gibt es (neben der toskanischen Variante Capraia, diese ist nicht als FN belegt) in Pescara, Perugia, Reggio di Calabria oder die Isola Caprara (Foggia); daneben dürfte Caprara gewiss auch oft als Flurname anzutreffen sein. Wahrscheinlicher scheint allerdings der Bezug zu Capraro (3.983, dazu auch FN Capraio, Caprai, Capraiuolo), umso mehr als praktisch alle Chemnitzer Italiener aus dem Norden/Nordosten Italiens stammen:
Caprara Capraro
648 Emilia-Romagna 852 Sicilia
537 Lazio 820 Lazio
267 Basilicata 810 Veneto
214 Lombardia 520 Puglia
201 Veneto 221 Campania
FB: 4.229 (ITA 2.647, USA 701, BRA 272, ARG 233… D 2). +DAFN. 427 (2010).
1909-1944 Mansueto Caprara (Terrazzo-Arbeiter, ab 1915 Mansuetto, 1933 wieder Mansueto, 1942/1944 Rohprodukthandlung)
1923-1931 Ella Caprara (Rohprodukthändlerin)
1934-1944 Ferdinand Caprara (Arbeiter, ab 1942 Aufwärter).
17. Carmannini. Seltener, unerklärter (ØDCI) toskanischer FN (88/Toscana 84 [Florenz], Lombardei 4 [Mailand]). Die richtige Form scheint Carmannini zu sein. Die Variante Caramannini ist gewiss der Aussprache/Schreibung geschuldet, sie entspräche einer nicht belegten Ableitung von sizilianisch Caramanno/Caramanna.
FB: Carmannini 59 (ITA 53, D 6). Carmanini 154 (BRA 153, CH 1). Dazu verschiedene Varianten wie Carmanin, Carmenini u.a. ØDAFN.
1908-1936 Karl Carmannini (Terrazzo-Arbeiter), 1934 Caramannini, ab 1935 Carmanini
1936-1944 Armeno Carmanini (Arbeiter)
1938-1939 Berta Carmanini (Witwe)
18. Cerutti. Charakteristischer Name (8.604) des Piemont (5.416/Novara 2.690, Torino 1.532, Cuneo 630) und der Lombardei (2.568/Varese 659, Mailand 627, Pavia 419. Cuneo 102). Zusammen mit den möglichen Varianten Cerruti (3.056/Piemonte 1.662, Ligurien 786) und Ceruti (3.990/Lombardei 3094, Piemont 260) verdiente dieser FN vielleicht eine kleine Monographie. Die Rückführung auf cerro "Zerreiche" (dazu auch die häufigen ON Cerro und Cerreto und it. cerruto "mit Zerreichen bewaldet") scheint plausibel, doch sind die Frequenz und die unterschiedlichen Lautungen zu beachten. Hier könnte eine regionale Variante cero zu cirro "Zirrus(wolke)", fig. "Kraushaar" (DAFN) hineinspielen, auch ein Bezug zu cero bzw. cera "Wachs, Wachskerze" kann nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden.4
FB: 24026 (ITA 13177, ARG 4048, BRA 2534, FRA 840 (2010) 1658, USA 1324… D 49). Gut vertreten sind auch die zahlreichen möglichen Varianten, darunter Cerruti (1473) und Ceruti (6638) +DAFN 840 (2010).
1911-1928 Friedrich (Fritz) Hermann Cerutti (Ingenieur, Direktor der Fa. C.F. Soldrig Söhne AG), 1920/1921 Friedrich Hermann, ab 1922 Friedrich Cerutti
1929-1944 Marie Cerutti (Fabrikdirektor-Witwe)
1923-1932 Peter Cerutti (Ingenieur)
1924-1944 Ulrich Cerutti (Amtsgerichtsreferendar), ab 1926 Rechtsanwalt, 1927 Dr.jur.
1927-1930 Kurt-Eberhard Cerutti (Dr.jur. Regierungsrat)
19. [Clavel. Dieser Name ist vielleicht mit Clavel, einem ausschließlich auf das Val d’Aosta beschränkten FN (11, ØDCI), zu verbinden. Er entspricht it. Chiavello (136/Sizilien 128), zu chiavello "Nagel"; auch eine südfranzösische Herkunft wäre denkbar. Der Name wurde auch über spanisch clavel, insbesondere in der übertragenen Bedeutung "Nelke", verbreitet.]
FB: 21.312 (FRA 8273, MEX 3315, Philippinen 2322, El Salvador 1460, USA 933 usw.] +DAFN 999 (2010).
1920/1921-1942 Carl Roderich Clavel (Agentur u. Kommissions-Geschäft, Fa. Carl R. Clavel), 1932-1934 Karl (Kaufmann, Direktor der Ludwig Blucke AG.), ab 1935 Karl (Kaufmann, Direktor)
1943/1944 Helene Clavel (Witwe)
20. Covi. Dieser Name (1.113 Personen) ist insbesondere für das Trentino charakteristisch (Trient 548, Bozen 236), weshalb eine direkte Verbindung mit dem Ort Covo (Bergamo) weniger wahrscheinlich scheint. Doch dürfte die Erklärung im topographischen Umfeld zu suchen sein, zu covo "Höhle" u.ä. Der Name ist international verbreitet
FB: 1.365 (ITA 1.365, Benin (?) 281, USA 207, ARG 106, AUS 83… D 30. ØDAFN.
1905-1908 Franz Johann Covi (Handarbeiter, Invalide)
1909-1920/21 Berta Wilhelmine Covi (Handarbeiter-Witwe)
1919/1920- Max Walter Covi (Geschirrführer), ab 1922 Max, ab 1936 (Arbeiter), ab 1940 (Hausm.)
1942-1944 Johannes Covi (Wachtm.)
1932 Johanna Covi (Lebensmittelhandlung)
… Fortsetzung folgt …
1Der Komponist Vincenzo Bellini (1776-1835) stammt allerdings aus Catania/Sizilien (heute 463 Namenträger).
2Im romanischen Kontext dazu der Artikel bibere, in PatRom 4,2 (in Druckvorbereitung). Zu engl. Drinkwater die vorsichtige Definition in Patrick Hanks, Richard Coates, and Peter McClure, The Oxford Dictionary of Family Names in Britain and Ireland, Oxford 2016, vol. 2,766: „possibly used of someone who claimed to prefer water to the sour ale he was offered by the ale wife o inn keeper“ (mit Verweis auf klösterliche Trinkgewohnheiten), schon John Drinkwater a.1274 usw.
3Louis Bewilogua, geb. in Elstra, Schüler am Bautzener Gymnasium, Quinta B, 1882/83, Vater: Stadtrat, später Adolf Ludwig Bewilogua (1869 (Elstra)-1947): 1890 Studium in Leipzig; 1898 Realgymnasiallehrer in Döbeln; 1899 Realschullehrer in Löbau; 1901 Ordination, Pfarrer in Lawalde ( ), 1905 Pfarrer in Helbigsdorf, 1914 1. Pfarrer in Ebersdorf, 1922 Diakon an St. Nicolai Chemnitz, 1925 1. Pfarrer. Bis zu seinem Tod Archivpfleger für Chemnitz-Stadt und der Ephorie Stolberg, Verfasser von: Die Geistlichen der St. Nikolaikirche in Chemnitz seit der Einführung der Reformation 1539 bis zur Gegenwart, Verlag: C. Strauß, Chemnitz, 1929.
4Die Familie ist auch in Leipzig ansässig: 1851 Friedrich Peter Ludwig Cerutti (Prof., praktischer Arzt); 1851 Hermann Cerutti (Notar); 1908 Anna Cerutti (Privata), 1908 Elisabeth, Helene und Clara Cerutti (Privata) (usw.). 1925 ist der Chemnitzer Frank Cerutti nach New York gereist.