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Karolina Zuchewicz ist seit 1. November 2022 Juniorprofessorin für Westslawische Sprachwissenschaft am Institut für Slavistik

Was haben Sie studiert und über welche Stationen führte Ihr Weg an die Universität Leipzig?
Ich habe zunächst den Kombinationsbachelor Germanistische Linguistik und Skandinavistik/Nordeuropa-Studien an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert. Danach folgte der Masterabschluss in Linguistik, ebenfalls an der Humboldt-Universität. Die Untersuchung grammatischer Phänomene hat mich bereits während der Schule fasziniert; ich hatte das große Glück, diese Leidenschaft zu meinem Beruf machen zu dürfen. Dabei gehörte die Slawistik schon immer zum Kern meiner sprachwissenschaftlichen Expertise und Interessen: meine Masterarbeit widmet sich dem Zusammenhang zwischen verschiedenen aspektuellen Kategorien im Polnischen, sowohl aus der theoretischen als auch empirischen Perspektive.

Wie ging es dann weiter mit der Promotion?
Während meines Promotionsstudiums in allgemeiner Sprachwissenschaft (HU Berlin / Leibniz-ZAS) habe ich meinen polonistischen und westslawischen Schwerpunkt gestärkt: meine Doktorarbeit thematisiert den Bedeutungsbeitrag perfektiver satzeinbettender Prädikate im Polnischen, unter Miteinbeziehung eines breiteren sprachvergleichenden Kontextes. Nach der Promotion war ich wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Slawistik und Hungarologie der HU Berlin (Fachgebiet Westslawische Sprachen) und im Anschluss daran Postdoktorandin am Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft in Berlin (Syntax & Lexikon, Untersuchungssprachen Polnisch, Tschechisch, Deutsch), bis ich den Ruf nach Leipzig bekommen habe.

Wo liegen Ihre Forschungsinteressen und was fasziniert Sie daran?
Meine Forschungsinteressen liegen insbesondere in den Bereichen der deskriptiven, theoretischen und empirischen Morpho-Semantik und Pragmatik. Dabei interessiere ich mich für die Realisierung der dazugehörigen Phänomene in den westslawischen Sprachen Polnisch und Tschechisch, wo ich mich beispielsweise der Morpho-Semantik des grammatischen Aspektes im Vergleich zu ostslawischen Sprachen zuwende. Ich mag es, herauszufinden, wie sich die miteinander eng verwandten Sprachen gleichzeitig ähneln und unterscheiden; das Erkennen von Systematiken, die diesen Ähnlichkeiten und Unterschieden zugrunde liegen, macht den Umgang mit Sprache zu einem faszinierenden Puzzlespiel. Außer zum Aspekt habe ich auch zum Zusammenhang zwischen Intonation und Fragetypen im Polnischen gearbeitet; dieser macht deutlich, wie die gesprochene und geschriebene Sprache miteinander interagieren und zu einem System werden. Zu meinen weiteren Interessensgebieten gehören unter anderem auch die Herkunftssprachen.

In welchen Studiengängen werden Sie unterrichten und welche Ziele verfolgen Sie dabei?
Ich werde in verschiedenen Studiengängen des Instituts für Slavistik unterrichten, mit dem polonistischen und westslawischen Schwerpunkt, aber auch darüber hinaus. Ich freue mich sehr darauf, sowohl mit Lehramts- als auch Nicht-Lehramtsstudierenden zu arbeiten und cross-Slawische sowie sprachvergleichende Lehrveranstaltungen anzubieten, wo verschiedene Methodologien zum Einsatz kommen. Meinen Studierenden möchte ich dabei zeigen, wie spannend der Umgang mit Sprache sein kann, wie gut und vielfältig sich gewisse sprachliche Kompetenzen im Bereich der Westslawistik in breiteren Kontexten anwenden lassen und wie wichtig diese im Kontext der direkten Nachbarschaft zwischen den jeweiligen Ländern sind. Auf den Erwerb dieser Kompetenzen werde ich in meinen Lehrveranstaltungen einen besonderen Wert legen.

Mit welchen Bereichen an den anderen Instituten der Fakultät oder an anderen Fakultäten sehen Sie inhaltliche Schnittmengen oder Potential für eine Zusammenarbeit?
Ich bin an der Zusammenarbeit mit allen sprachwissenschaftlich orientierten Philologien interessiert. Klare thematische und / oder methodologische Schnittmengen gibt es mit den Instituten für Germanistik, Sorabistik und Linguistik. Ausgehend von west- und ostslawischen Sprachen kann die Realisierung sprachlicher Phänomene in Zusammenarbeit mit Spezialist:innen für weitere Sprachen breiter untersucht werden, um der (sprachunabhängigen) Natur solcher Phänomene auf die Spur zu kommen und somit die sprachliche und außersprachliche Realität in Zusammenhang zu bringen.

Hund oder Katze?
Hund! Ich bin den Katzen aber auch alles andere als abgeneigt. Schildkröte als Kompromiss.

Was lesen Sie gerade?
Den Distelfink von Donna Tartt.

Vielen Dank für das Interview und willkommen an der Philologischen Fakultät und am Institut für Slavistik!