Institut für Linguistik

Geschichte

Die Sprachwissenschaft hat an der Universität Leipzig eine lange Tradition. Seit der Gründung des ersten sprachwissenschaftlichen Lehrstuhls 1887 bis zur Gründung des heutigen Instituts für Linguistik.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Foto mit Buchrücken von Büchern von Karl Brugmann
Bücher von Karl Brugmann, Foto: Barbara Stiebels

Die Linguistik in Leipzig vor 1998

An der Leipziger Universität gibt es eine lange Tradition in der Sprachwissenschaft. Der erste Lehrstuhl für Allgemeine Sprachwissenschaft wurde 1887 besetzt. Die Fakultät entschied damals, dass es neben den philologischen Lehrstühlen eine Professur geben sollte, die sich dezidiert mit methodologischen und theoretischen Problemen der Sprachwissenschaft beschäftigt. Der erste Ordinarius war Karl Brugmann, einer der führenden Vertreter seines Faches, der die Ziele der Fakultät glänzend erfüllte und Leipzig zu einem weltweiten Zentrum der Linguistik machte. Ähnliches gilt für Brugmanns Nachfolger, Wilhelm Streitberg. Gegründet wurde das Institut 1891 unter der Bezeichnung „Indogermanisches Institut“.

Nach 1918 wurden unter Einbeziehung der Lehrstühle für Slavistik und Baltistik die „Vereinigten sprachwissenschaftlichen Institute“ gebildet. Viele der bedeutendsten Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler haben in Leipzig studiert und promoviert, so etwa Jan Baudouin de Courtenay, Ferdinand de Saussure, Nikolai S. Trubetzkoy, Leonard Bloomfield und Lucien Tesnière. Diese Linguisten haben aus dem junggrammatischen Paradigma der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft heraus die neue synchrone Systembeschreibung der Sprache entwickelt. Einige von ihnen waren maßgeblich an der Ausbildung der frühen Formen des Strukturalismus beteiligt. In Leipzig ist man zunächst diesem Paradigma noch nicht gefolgt, aber die Nachfolger Streitbergs teilten das Interesse des früheren Strukturalismus an typologischen Fragen und an der Erforschung nicht-indoeuropäischer Sprachen.

Ende der fünfziger Jahre rückten bei der Neukonzipierung des Instituts grammatiktheoretische Fragen ins Zentrum. Mit Rudolf Růžička wurde die Leipziger Linguistik in die aktuelle internationale sprachtheoretische Diskussion zurückgeführt. Die Kontinuität zu den Junggrammatikern wurde in dem Bemühen um exakte Methoden und formal nachprüfbare Ergebnisse sichtbar. Als einziger Universität der DDR gelang es Leipzig, aus eigener Kraft und mit vorhandenem Personal einen Studiengang Allgemeine Sprachwissenschaft einzurichten.

Nach 1989 konnte sich die Universität Leipzig erneuern. Anita Steube war maßgeblich am Aufbau der Linguistik beteiligt. 1991 begann die Ausbildung im Magisterstudiengang Allgemeine Sprachwissenschaft.

 

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Alte Bände "Linguistische Arbeitsberichte", Foto: Barbara Stiebels

Die Linguistik in Leipzig nach 1998

Das Institut für Linguistik wurde in seiner jetzigen Form am 7. Dezember 1998 gegründet. Bei der Institutsgründung gab es nur eine Professur für Allgemeine Sprachwissenschaft (damalige Stelleninhaberin Anita Steube) und eine Professur für Psycholinguistik (damaliger Stelleninhaber Thomas Pechmann). Später sind eine Professur für Sprachtypologie (erster Stelleninhaber Balthasar Bickel) und schließlich eine Professur für Phonologie/Morphonologie (Stelleninhaber Jochen Trommer) hinzugekommen. Nach der Emeritierung von Thomas Pechmann gab es eine Neuausrichtung dieses Bereichs; die Professur (Stelleninhaber Gregory Kobele) ist nun computationellen/experimentellen Methoden gewidmet. Die allgemeine Sprachwissenschaft wird von Gereon Müller, die Sprachtypologie von Barbara Stiebels vertreten.

Das Institut führt theoretische, typologische und experimentelle Herangehensweisen zusammen, wobei der grammatiktheoretische Fokus auf den Bereichen Syntax, Morphologie und Phonologie liegt.

In Kooperation mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Philologischen Fakultät, der Informatik und dem MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften sowie dem MPI für Evolutionäre Anthropologie wurden verschiedene Verbundprojekte bei der DFG eingeworben: das Graduiertenkolleg Universalität und Diversität: Sprachliche Strukturen und Prozesse (1997 ­– 2006), die Forschergruppe Sprachtheoretische Grundlagen der Kognitionswissenschaft (1999 ­– 2007), die Forschergruppe Grammatik und Verarbeitung verbaler Argumente (2006 ­– 2012/13) und aktuell das Graduiertenkolleg Interaktion grammatischer Bausteine (seit April 2014).

Seit 2006 bilden wir am Institut im Bachelorstudiengang Linguistik, seit 2009 im Masterstudiengang Linguistik aus. Seit 2014 gibt es eine strukturierte Doktorandenausbildung im Graduiertenkolleg Interaktion grammatischer Bausteine.

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