Das Institut für Klassische Philologie blickt auf eine lange und interessante Geschichte zurück. Hier hat Friedrich Nietzsche studiert, große Gelehrte waren Gottfried Herrmann und Richard Heinze.

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Augusteum-Rossbach, Foto: Universitätsarchiv Leipzig

ZUR GESCHICHTE DER KLASSISCHEN, BYZANTINISCHEN UND NEUGRIECHISCHEN PHILOLOGIE IN LEIPZIG

Die Klassische Philologie gehört zu den ältesten Fächern der 1409 gegründeten Universität Leipzig. Eine erste Blüte erlebte sie im sechzehnten Jahrhundert unter Ioachimus Camerarius (1500 – 1574), dessen kommentierte Textausgaben (u. a. zu den Komödien des Plautus) lange Zeit bedeutsam waren. Im neunzehnten und in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts war Leipzig ein Zentrum der klassischen Philologie (hier studierte u. a. Friedrich Nietzsche) und maßgeblich beteiligt an der Konzeptionalisierung des Fachs, so wie es heute betrieben wird. Dominierendes Arbeitsgebiet des neunzehnten Jahrhunderts war die Editionsphilologie mit dem Gräzisten Gottfried Hermann (1772 – 1848) als überragendem Vertreter. Im zwanzigsten Jahrhundert erschlossen Leipziger Gelehrte die großen Texte der Antike in Kommentaren und historisch fundierten Interpretationen. Viele Arbeiten aus dieser Zeit – etwa die des Latinisten Richard Heinze (1867 – 1929) oder des Gräzisten Karl Reinhardt (1886 – 1958) – sind bis heute vorbildlich und nicht ersetzt. Auch die gegenwärtigen Fachvertreterinnen und Fachvertreter haben das Ziel, die antike Literatur insbesondere durch Editionen, Kommentare und literaturwissenschaftliche Studien zu erschließen, in jüngster Zeit auch mithilfe der Digital Humanities.

Die Byzantinische und Neugriechische Philologie ist 1896/97 entstanden, als der Klassische Philologe Karl Krumbacher (1856-1909) an der Universität München das europaweit erste ,Mittel- und Neugriechische philologische Seminar‘ eingerichtet und damit die Byzantinische und die Neugriechische Philologie als autonome wissenschaftliche Disziplinen begründet hat. In Leipzig ist die Fachdisziplin mit bedeutenden Gelehrtennamen verbunden. Als Vorläufer ist Johann Jacob Reiske (1716-1774) mit seiner heute noch maßgeblichen kommentierten und ins Lateinische übersetzten Erstausgabe der Schrift De cerimoniis aulae Byzantinae des Konstantinos Porphyrogennetos zu nennen. John Schmitt (1856-1906) eröffnete dem Fach in Leipzig ab 1899 neue Perspektiven durch Texteditionen, Forschungen zu westlichen Einflüssen auf den spätbyzantinischen Roman und zur griechischen Literatur im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Viktor Gardthausen (1843-1925) legte ein grundlegendes Werk zur byzantinischen Handschriftenkunde und eine Reihe von Katalogen griechischer Handschriften und Kopisten vor. Karl Dieterich (1869-1935) untersuchte in seinen philologischen, sprachgeschichtlichen und kulturhistorischen Arbeiten das mittelalterliche und neuzeitliche Griechenland im europäischen Zusammenhang. Heute umfassen die Forschungsaktivitäten in Leipzig textkritische Editionen byzantinischer Texte, literaturwissenschaftliche und rezeptionsorientierte Untersuchungen sowie Handschriftenkatalogisierung auch unter Berücksichtigung der Digital Humanities.

 

Literatur

  • Zur Geschichte der Klassischen Philologie in Leipzig vgl. M. Deufert/K. Sier, Griechische und Lateinische Philologie, in: U. von Hehl u.a. (Hgg.), Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009, Bd. IV/1, Leipzig 2009, 575 – 589.
  • Zur Geschichte der Byzantinistik und Neogräzistik in Leipzig vgl. F. Kolovou Byzantinische und Neugriechische Philologie, in: Geschichte der Universität Leipzig 1409-2009, (Hg. U. v. Hehl, U. John, M. Rudersdorf), 4. Bd. 1. Halbband, Leipzig 2009, 589-592.

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