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Miriam Nandi ist seit 1.4.21 Professorin für Neuere und neueste britische Literaturwissenschaft im globalen und postkolonialen Rahmen an der Philologischen Fakultät, Institut für Anglistik.

Was haben Sie studiert und über welche Stationen führte Ihr Weg an die Universität Leipzig?

Ich habe in Freiburg und Reading (GB) Anglistik, Soziologie und Philosophie studiert. Meine Promotion über den indisch-englischen Roman in Freiburg führte mich auch an die School of Criticism and Theory der Cornell University. Nach meiner Habilitation über die Praxis des Tagebuchschreibens im England der Frühen Neuzeit habe ich mich in Leipzig beworben und wurde berufen. Ich bin immer noch ganz aus dem Häuschen vor Freude!

Wo liegen Ihre Forschungsinteressen und was fasziniert Sie daran?

Meine Forschungsinteressen liegen im Bereich des indisch-englischen Romans und der postkolonialen und psychoanalytischen Literaturtheorie. Außerdem habe ich zu den Anfängen des Tagebuchschreibens im England der Frühen Neuzeit geforscht. Die Klammer zwischen den Themen bilden Fragen nach dem Fremden und dem Eigenen, bzw. nach den Übergängen dazwischen: Wie schreiben Menschen über sich selbst in einer Zeit, in der das moderne Subjekt oder Individuum sozusagen ‚noch nicht erfunden‘ ist? Oder umgekehrt: Was passiert, wenn sozialkritische Literatur Figuren und Räume entwirft, die nur sehr wenig mit der Lebenswelt, aus der heraus sie geschrieben wurde, zu tun hat? Mich fasziniert Literaturwissenschaft nicht zuletzt deshalb, weil sie abstrakte Fragen immer wieder konkret werden lässt, ohne sie dabei zu verflachen.

In welchen Studiengängen werden Sie unterrichten und welche Ziele verfolgen Sie dabei?

Ich unterrichte in allen anglistischen Studiengängen im Lehramt und BA und natürlich auch im MA Global British Studies. Mein Ziel ist es, zum einen, den jüngeren Studierenden eine solide Grundausbildung in Textlektüre und Literaturgeschichte zu geben, so dass sie literarische Werke einordnen und durchdringen können, und zum anderen fortgeschrittene Studierende an anspruchsvolle literaturtheoretische Texte heranzuführen. So lassen sich  Themen, die diese Generation beschäftigen, wie etwa „Was ist Identität? Was bedeutet kulturelle Aneignung?“ auf systematische Weise angehen. Insgesamt hoffe ich und wünsche mir, dass ich alle Studierenden nachhaltig für Literatur, nicht zuletzt auch für die englischsprachige Literatur des globalen Südens, begeistern kann. Neben den inhaltlichen Aspekten ist es mir wichtig, Studierende dabei zu unterstützen, sich auf informierte Weise eine eigene Meinung zu bilden und diese auch zu vertreten, aber dennoch offen und dialogfähig zu bleiben.

Mit welchen Bereichen an den anderen Instituten der Fakultät oder an anderen Fakultäten sehen Sie inhaltliche Schnittmengen oder Potential für eine Zusammenarbeit?

Meine Arbeit zu transkultureller Literatur dürfte sich sehr gut in die bestehende Forschungslandschaft der Fakultät einfügen. Kontakte zu den anderen Fremdsprachenphilologien wurden bereits geknüpft und es gibt auch bereits erste Pläne für ein Verbundprojekt. Dass die Universität Leipzig Globalisierungsforschung als strategisches Forschungsfeld profiliert und dies durch beeindruckende Internationalisierungsmaßnahmen flankiert, ist für meine Forschung ein Glückfall und bietet spannende Perspektiven zur Vernetzung über die Fakultät hinaus, etwa mit den sozialwissenschaftlichen Fächern.

Harry Potter oder Herr der Ringe?

Ganz klar Harry Potter. Ich wäre gerne Professor McGonagall, bin aber wahrscheinlich eher wie Professor Trelawney.

Gedruckte Zeitung oder Tablet?

Den Guardian und die New York Times digital, ansonsten sollte es aber beim Umblättern rascheln.

Lieblingsfarbe?

Blau.

Ihr Lieblingsurlaubsland…?

Tatsächlich nicht Großbritannien, sondern Italien. Für Geheimtipps aus der Romanistik bin ich sehr offen.

Und sonst so…?

Homeschooling-Wahnsinn… Mir tun die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wirklich leid in dieser Zeit. Im Moment lohnt sich das Jung-Sein überhaupt nicht.