Gottfried Graustein hatte von 1976 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1995 die Professur für Anglistische Sprachwissenschaft an der Universität Leipzig inne. Mit seiner Forschung und den Publikationen auf dem Gebiet der englischen Grammatik und Textlinguistik gehörte er zu den renommiertesten und international anerkannten Linguisten der DDR. Das unter seiner Leitung 1977 herausgegebene Lehrbuch English Grammar – A University Handbook galt als Standardwerk für die Englischlehrerausbildung in Ostdeutschland. Die Begeisterung für die Linguistik sowie seine akribische Arbeitsweise übertrug er auf den von ihm kontinuierlich geförderten wissenschaftlichen Nachwuchs.
Aufgrund seiner fachlichen Leistungen und politischen Integrität wurde Gottfried Graustein 1991 nach der deutschen Wiedervereinigung einer der wenigen Professoren neuen Rechts, die ihren Lehrstuhl ohne Neuausschreibung übernehmen konnten. Damit wurde ihm maßgebliche Verantwortung für die inhaltliche, personelle und organisatorische Neustrukturierung der Leipziger anglistischen Lehre und Forschung übertragen. Nachdem die Bereiche Sprachwissenschaft und Sprachausbildung einerseits und Literaturwissenschaft andererseits seit 1968 getrennten Sektionen zugeordnet waren, wurden sie im Sinne einer ganzheitlichen philologischen Anglistikausbildung in der neuen Fakultätsstruktur ab 1993 wieder zusammengeführt. Somit war Prof. Dr. Gottfried Graustein einer der Gründerväter des heutigen Instituts für Anglistik an der Philologischen Fakultät der Universität Leipzig.