Das Institut für Angewandte Linguistik und (IALT) steht für eine 60jährige Tradition der Sprachmittlerausbildung in Leipzig. Hier finden Sie Informationen zur Geschichte unseres Instituts.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Universitätsarchiv Leipzig
Foto: Universitätsarchiv

In der Universitätsstadt Leipzig wurden schon zwischen 1937 und 1945 Übersetzer und Dolmetscher an verschiedenen privaten und öffentlichen Schulen ausgebildet.

Die im Jahre 1945 entstandene kommunale „Fremdsprachenschule der Stadt Leipzig” wurde 1949 in eine staatliche Fachschule umgewandelt.

Vier Jahre später wurde daraus die „Fachrichtung Dolmetscher und Übersetzer” des neugegründeten Pädagogischen Instituts Leipzig.

Am 1. September 1956 erfolgte schließlich die Gründung des Dolmetscherinstituts als akademische Ausbildungseinrichtung an der Karl-Marx-Universität, die 1409 als „Alma mater Lipsiensis” gegründet wurde und nach der Universität Heidelberg die zweitälteste Uni Deutschlands ist.

Am 24. Januar 1969 wurde die „Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft (TAS) für die Ausbildung in fremdsprachigen Philologien”, einschließlich der Abteilung Sprachmittlung (für die Übersetzungs- und Dolmetschausbildung) gegründet.

Die deutsche Wiedervereinigung führte auch im Hochschulsektor zu gewaltigen Veränderungen. Im Dezember 1993 wurde nach tiefgreifenden Umstrukturierungen das Institut für Sprach- und Übersetzungswissenschaft (ISÜW) eingerichtet, das seit 1999 Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie (IALT) heißt. Das Institut gehört zur Philologischen Fakultät, der größten von insgesamt 14 Fakultäten der Universität Leipzig.

Die Übersetzungswissenschaft ist ein traditioneller Schwerpunkt nicht nur des Standorts Leipzig, sondern auch der heutigen Ausbildung am IALT. 1965 wurde in Leipzig die weltweit erste internationale Tagung zur Übersetzungswissenschaft durchgeführt, der seither vier turnusmäßig weitere Tagungen zu Grundfragen der Übersetzungswissenschaft folgten. Deren Ergebnisse wurden und werden international rezipiert und begründeten den Ruf der „Leipziger übersetzungswissenschaftlichen Schule”.

Diese oft kurz „Leipziger Schule” genannte Richtung der Übersetzungswissenschaft war zunächst stark linguistisch und lexikalisch orientiert, mit Schwerpunkten im Bereich slawischer Sprachen, vereint aber Wissenschaftler wie Otto Kade (der Translation als Oberbegriff für das Übersetzen und Dolmetschen einführte), Gert Jäger, Albrecht Neubert, Heide Schmidt und Gerd Wotjak.

Auch die Fachsprachenforschung als profilbestimmende Disziplin der Angewandten Linguistik ist seit mehr als fünf Jahrzehnten eng mit Leipziger Wissenschaftlern verbunden, beispielsweise mit Rosemarie Gläser und Lothar Hoffmann. Die allgemein anerkannte wissenschaftliche Position der Fachsprachenforschung kommt u.a. in der Fremdbezeichnung „Leipziger Schule der Fachsprachenforschung” zum Ausdruck.

Vor dem Hintergrund der Globalisierung und der damit einhergehenden Zunahme des Wissenstransfers werden kognitiv-kommunikative und interlingual-interfachlich-kontrastive Aspekte der internationalen Fachkommunikation zum aktuellen Gegenstand interdisziplinärer Forschung und Nachwuchsausbildung gemacht. Damit sollen dringend benötigte Forschungs- und Lehrkapazitäten für die weltweit wachsende Nachfrage nach universitären Studiengängen zum Wissenstransfer in der internationalen Fachkommunikation in vertretbar kurzer Zeit und hoher Qualität herangebildet werden.

Seit dem Ende der 1990er Jahre sind dabei die in verschiedenen kommunikativen Handlungen erfolgende (translatorische) Übertragung und kognitive Verarbeitung von fachbezogenen Informationsstrukturen, die sich auf den einzelnen Ebenen der Fachkommunikation durch spezifische strukturelle und funktionale Relationen konstituieren, in den wissenschaftsstrategischen Mittelpunkt der fachkommunikativen Analysen gerückt. Ein solches, dem Wesen nach kommunikativ-kognitives Herangehen ist auf den konstruktiven Aufbau eines mentalen Modells des Wissenstransfers in der Fachkommunikation bzw. dessen Integration in die verschiedenen, v.a. im Translationsprozess vorkommenden fachkommunikativen Übersetzungsstrategien gerichtet.

Die methodologischen Positionen einer immer deutlicher zur Interdisziplinarität übergehenden Fachkommunikationsforschung haben auch den benachbarten Teildisziplinen der Angewandten Linguistik – so z.B. der Translatologie – neue Erkenntnisperspektiven eröffnet, da das strukturell-funktionale und kommunikativ-kognitive Herangehen an die Fachkommunikation Aufschluss über die umfassenden Determinationsmechanismen des Wissenstransfers bietet und die Fachfremdsprachen studierenden Philologen und Nichtphilologen durch den gezielten Einsatz entsprechender Lehr- und Lernverfahren befähigen kann, ein dynamisches (produktives/rezeptives), fächer- bzw. ausbildungsspezifisches kommunikatives Wissen und Können zu entwickeln.

Ausgehend von den jeweiligen individuellen und gesellschaftlichen Voraussetzungen des Erwerbs und der Vermittlung von Fachsprache sowie Fachwissen besteht das Bemühen der Leipziger Forschung auch darin, die praktischen Lehr- und Lernstrategien im Interesse der kommunikativen Bewältigung fachlicher Situationen zu optimieren. Dem Fachübersetzen kommt erfahrungsgemäß eine integrierende Funktion zwischen Sprachunterricht und Fachstudium zu. 

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