Nachricht vom

Das Herder-Institut hat gerade Besuch aus Michigan. Professorin Paula Winke ist als Fulbright-Gastprofessorin in Leipzig. Dabei geht es um Erfahrungen, Austausch, Lehre und Forschung, wie diese zu neuen Erkenntnissen geführt hat und führen kann.

Eigentlich war der Aufenthalt schon für April 2020 geplant. Dann kam Corona und binnen drei Wochen wurde alles abgesagt. Doch nun, zwei Jahre später, ist Paula Winke,  Professor an der Michigan State University, im Zuge der Fulbright-Gast-Professur am Herder-Institut in Leipzig. Von der Idee, Frau Winke nach Leipzig einzuladen bis heute sind fünf Jahre vergangen und viele Behördengänge getätigt worden, doch nun hat sich alles kurzfristig seit Februar 2022 ergeben: „Erster Kontakt ist einem gemeinsamen Projekt mit Prof.Erwin Tschirner entstanden“, sagt sie, „Dabei haben wir zur US-amerikanischen OPI-Sprachprüfung geforscht.“

Die OPI-Tests sind Sprachprüfungen, welche oft für Unternehmen und auch für Englischlehrer:innen verwendet werden, um deren mündlichen Sprachkenntnisse nachzuweisen. Paula Winke meint dazu, dass es neben dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER – A1 bis C2), ein ähnliches Modell in den USA gibt. Dabei wird in "beginner", "advanced" und weiteren Kategorien von 1 bis 10 bewertet. Ihre hauptsächliche Arbeit besteht nun darin, Sprachtests für die Eignungsprüfung zu bewerten und gegebenenfalls zu verbessern. „Über einen gewissen Zeitraum müssten sich mit der Verbesserung der Sprachfähigkeiten auch bessere Testergebnisse nachweisen lassen“, so die Theorie laut Winke, „das bestätigt sich sehr häufig, doch kann ein standardisierter Test auch vom tatsächlichen Lehrinhalt abweichen und dann schneiden Partizipierende schlechter ab, als ihr Niveau eigentlich ist.“ Solche Erkenntnisse hat sie aus drei Jahren Arbeit mit einer Analyse von über 20.000 Tests erarbeitet.

Dabei überschneidet sich das Forschungsfeld mit dem am Herder-Institut an der Philologischen Fakultät, denn auch Erwin Tschirner ist in diesem Bereich tätig. Ziel der Gastprofessur ist der Austausch von Erfahrungen und Wissen, das Diskutieren neuer Ansätze und die gemeinsame Arbeit in den Eye-Tracking-Laboren des Instituts. „Wir versuchen herauszufinden, worauf Probanden in den Tests am meisten achten oder bei welchen Aspekten viel Zeit aufgewandt wird“, sagt Professorin Winke weiter. „Das kann zum Verständnis der Verknüpfung von Tests und Lerninhalten führen.“ Dabei wird auch in Zukunft an einer Kooperation weitergearbeitet. „Es kann sein, dass ein:e Studierende:r des Instituts zu uns nach Michigan eingeladen wird“, erzählt Paula Winke, „meine Studierenden machen ähnliche Projekte, da kann ein Austausch nur förderlich sein.“

Austausch gibt es außerdem in den Modulen der Deutsch-als-Fremdsprache-Studiengänge, in welchen Professorin Winke Vorträge hält. Im Master-Modul zum Fremdsprachenerwerb bespricht sie zusammen mit Professor Erwin Tschirner Theorien, Konzepte so wie Methoden der empirischen Fremdsprachenforschung. Ein großer Unterschied scheint am Herder-Institut im Gegensatz zu Michigan zu sein, dass sich Student:innen mehr mit den allgemeinen Theorien auseinandersetzen. „In Michigan geht es vor allem um die methodischen Umsetzungen“, meint Winke, „daher war ich etwas überrascht, als ich von der theoretischen Grundlage hier erfahren habe. Ich denke, dass die tiefgreifende Beschäftigung für die Konzeption von Research Design sicher Vorteile bringt.“ Diese Erfahrung möchte sie in ihren Unterricht in den USA einfließen lassen.

Und darum ginge es schließlich bei diesem Austausch, um das Voneinander-Lernen und gemeinsame Arbeiten. Dabei wird versucht, diese Verbindung in den nächsten Jahren auszubauen. „Wir versuchen die beiden Gruppen von Student:innen miteinander zu verknüpfen und so beiden einen Zugang zu Erfahrungen und Wissen zu ermöglichen“, sagt Professorin Winke. Diese Gastprofessur soll dabei den Grundstein legen, für weitere Projekte und Zusammenarbeit zwischen Michigan und dem Herder-Institut.