Tagung: Jugend in ‚blühenden Landschaften‘
Vom 1. bis 2. März 2023 findet die Tagung „Jugend in ‚blühenden Landschaften‘. Erzähltes Heranwachsen in den 2000er Jahren im Osten Deutschlands“ am Institut für Germanistik statt (Vortragssaal Bibliotheca Albertina).
Tagung „Jugend in ‚blühenden Landschaften‘. Erzähltes Heranwachsen in den 2000er Jahren im Osten Deutschlands“ am Institut für Germanistik
Aus literaturwissenschaftlicher Sicht wird im Rahmen der Tagung untersucht, wie das Heranwachsen von Jugendlichen im erzählten Osten Deutschlands in gegenwärtigen Romanen dargestellt wird. Im Frühjahr 2022 sind auffallend viele Romane erschienen, die das Heranwachsen einer Jugend um die 2000er Jahre im Osten Deutschlands darstellen. Während die unmittelbaren Nachwendejahre bereits umfangreich literarisch auf- und bearbeitet wurden, rückt damit nun ein anderer zeitlicher Abschnitt ins Zentrum des Interesses von jüngeren Autor:innen, die teilweise ihre Debutromane vorgelegt haben.
Der Autor Hendrik Bolz (*1988) hält über sein eigenes Aufwachsen im Osten Deutschlands fest: „da gab es keine Orientierung [...]. Alles war am Rutschen, die Erwachsenen waren damit beschäftigt, sich im neuen System zurechtzufinden.“ Die Tagung fragt nach der literarischen Konstruktion einer solchen Jugend, die scheinbar aus dem System fällt. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie sich die Lebensphase der Jugend hier im Rahmen gesellschaftlicher Umbrüche ausdifferenziert. Das Heranwachsen funktioniert unter diesen Bedingungen ggf. anders, wenn sich beispielsweise auch die eigenen Eltern neu orientieren müssen. Fragen nach räumlichen Strukturen (Stadt/Land Divergenzen) spielen dabei ebenso hinein wie Konstruktionen von Genderrollen und -bildern. Zu diskutieren ist auch, inwiefern und ob sich diese Texte vom Diskurs über die ‚Wendekinder‘ unterscheiden oder ob, gerade im Blick auf Verunsicherungs- und Transformationserfahrungen spezifische Schreibweisen und Konflikte fortgesetzt werden.
Gefördert wird die Veranstaltung durch Mittel der Universitätsstiftung.
Anmeldung
Interessierte sind sehr herzlich eingeladen und können sich bis zum 12. Februar 2023 per Mail anmelden.
Tagungsprogramm
Mittwoch, 1. März 2023
9:30 Uhr
Anna Stemmann (Leipzig): Begrüßung
Texte und Kontexte
Moderation: Anna Stemmann
9:45 – 10:30 Uhr
Carsten Gansel (Gießen): Zwischen Wirklichkeitserkundung und Klischeebildung - Narrative von Wende und Nachwende in der deutschsprachigen (Kinder- und Jugend)Literatur
10:30 – 10:45 Uhr
Pause
Moderation: Anna Stemmann
10:45 – 11:30 Uhr
Caroline Roeder (Ludwigsburg): Rolltreppe abwärts ge’wendet’? Jugend erzählende Literatur nach `89
11:30 – 12:15 Uhr
Lena Hoffmann (Frankfurt M.): „Poet und Prolet halt.“ Zur Inszenierung junger ostdeutscher Autoren
12:15 – 13:30 Uhr
Mittagspause
Stadträume
Moderation: Silke Horstkotte
13:30 – 14:15 Uhr
Henrike Hahn (Leipzig): Adoleszenz im WBS 70. Literarische und musikalische Thematisierung vor und nach der Wende
14:15 – 15:00 Uhr
Jana Mikota (Siegen): „Alles hier ist neu“: Sozialistische Neu-Baustädte im Wandel der Zeit
15:00 – 15:30 Uhr
Pause
Adoleszenznarrative
Moderation: Anna Stemmann
15:30 –16:15 Uhr
Leonhard Herrmann (Leipzig): Prekariat von oben. Wohlstandsverwahrlosung als Sozialkritik in W. Herrndorffs Tschick (2010)
16:15 – 17:00 Uhr
José Fernández Pérez (Gießen): Bettina Wilpert: ‚Herumtreiberinnen‘. Zu gestörten Adoleszenzprozessen in heterotopen Räumen.
17:15 Uhr
Lesung und Gespräch mit Bettina Wilpert: Herumtreiberinnen (Moderation: Nane Pleger)
Donnerstag, 2. März 2023
Schreibverfahren, Textstrategien
Moderation: Anna Stemmann
9:30 – 10:15 Uhr
Maria Reinhardt (Leipzig): Guten Morgen, Dritte Generation Ostfrau
10:15 – 11:00 Uhr
Astrid Henning-Mohr (Halle): Die Sprache der authentischen Erinnerung
11:00 – 11:15 Uhr
Pause
Semantiken der Jugend
Moderation: Anna Lux
11:15 – 12:00 Uhr
Monika Hernik (Potsdam): Bilder der Jugend in Jakub Zulczyks Romanen: „Geblendet von der Nacht“ und „Radio Armageddon“
12:00 – 12:45 Uhr
Alain B. Sonyem (Leipzig): Zusammenhaltsvorstellungen in der neueren (Ost)deutschen (Jugend)Literatur: Lukas Rietzschel und Maxim Biller im Vergleich
12:45 – 13:15 Uhr
Mittagspause
Moderation: Anna Stemmann
13:15 – 14:00 Uhr
Marieluise Labry (Leipzig): Jugend nach dem Systemwechsel – 1945 und 1990 als parallele Umbruchserfahrungen in der sächsischen Provinz am Beispiel von Lukas Rietzschels Roman „Raumfahrer“
Ende der Tagung, Abreise
Erstellt von: Organisation und Konzeption: Anna Stemmann, Institut für Germanistik